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Samstag, 19. Oktober 2019

In diesem Jahr gibt es kein „Jugendwort des Jahres“

Die Wahl zum „Jugendwort des Jahres“ fällt in diesem Jahr aus. Das bestätigte der Leiter des Pons-Verlags in Stuttgart, Erhard Schmidt, der Nachrichtenagentur dpa. Ob es sich um ein endgültiges Aus für die stets medienwirksam inszenierte Wahl oder nur um eine Pause handelt, „wird noch entschieden“, sagte er.
Hintergrund ist eine grundlegende Umwälzung in der Verlagslandschaft. Jahrelang hatte der Langenscheidt-Verlag in München das Jugendwort gesucht, um damit Werbung zu machen für sein Lexikon „100 Prozent Jugendsprache“. Er kürte Wortschöpfungen wie „Smombie“, ein Kunstwort aus Smartphone und Zombie, den Satz „Läuft bei dir“ oder „Babo“, was so viel bedeutet wie Boss oder Anführer. Im vergangenen Jahr fiel die Wahl auf „Ehrenmann/Ehrenfrau“ – so werde jemand bezeichnet, der etwas Besonderes für einen tue, hatte der Langenscheidt-Verlag erklärt.
In diesem Frühjahr aber hatte der zur Klett-Gruppe gehörende Pons-Verlag die Marke Langenscheidt und die dazugehörigen Produkte übernommen. „Der Deal kam für das Produkt zu einem ungünstigen Zeitpunkt“, sagte Schmidt. Der Zustand des Lexikons „war nicht so, dass wir das Produkt in diesem Jahr in einem vernünftigen Zustand zu Ende führen konnten“. Und darum fällt jetzt auch die Werbung dafür aus.
Laut Medienberichten hatte sich zwischenzeitlich ein anderer Anbieter gefunden, der die Wahl in einem reinen Online-Voting fortführen wollte. Nachdem die Seite gehackt wurde, habe er aber Abstand von der Idee genommen. Sie ist inzwischen nicht mehr online.
Pons war nach Angaben Schmidts an der neuen Wahlaktion nicht beteiligt. Die Ermittlung eines Jugendworts sei aber nicht geschützt. „Daher können wir so eine Aktion auch nicht verbieten. Diese Aussage haben wir auch gegenüber der Firma gemacht, die diese Aktion durchgeführt hat.“
Hier ein Rückblick auf die Jugendwörter:
2018: „Ehrenmann/Ehrenfrau“ Diese Wortschöpfung bedeutet: „Jemand, der etwas Besonderes für dich tut“.
2017: „I bims“ Der Ausdruck bedeutet „Ich bin“ oder „Ich bin’s“ und ist ein Sprachphänomen aus den sozialen Medien.
2016: „Fly sein“ Der Ausdruck kommt aus der Hip-Hop-Sprache und soll so viel bedeuten wie: Jemand oder etwas „geht besonders ab“.
2015: „Smombie“ Das aus Smartphone und Zombie zusammengesetzte Wort beschreibt jemanden, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil er nur noch auf sein Smartphone starrt.
2014: „Läuft bei dir“ Vor drei Jahren wurde ein Satz zum „Jugendwort“ gekürt. Er soll als Synonym für cool oder krass gelten.
2013: „Babo“ Das Wort bedeutet so viel wie Boss oder Anführer. Der Ausdruck erinnert an den türkischen Begriff Baba (Vater).
2012: „YOLO“ Das ist ein Akronym und steht für „You only live once“ – eine Aufforderung, alle Chancen auf Erlebnisse zu nutzen.
2011: „Swag“ Der US-amerikanische Ausdruck bezeichnet eine „beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung“ oder eine „charismatisch-positive Aura“. Wörtlich übersetzt bedeutet „to swagger“ stolzieren, prahlen oder schwadronieren, und „swaggerer“ heißt Aufschneider oder Angeber.
2010: „Niveaulimbo“ Mit dem Begriff beschrieben Jugendliche das Absinken des Niveaus beispielsweise im Fernsehprogramm, bei Partys oder in Gesprächen.
2009: „hartzen“ Das an Hartz IV angelehnte Wort kann so etwas wie herumhängen oder auch arbeitslos heißen.
2008: „Gammelfleischparty“ Damit ging alles los. Das erste „Jugendwort des Jahres“ ist eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine Ü-30-Party.

dpa


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