Haben Sie sich schon zum Fall Handke geäußert? Ist wirklich schon alles
gesagt? Oder, um eine ernste Frage aus einem online veröffentlichten
SPIEGEL-Streitgespräch zu zitieren: "Stößt es Dich ab, wenn ich weiter Handke lese?"
Ergänzende Frage: Wissen Sie, wer im Jahr 2005 den Nobelpreis für
Literatur erhalten hat, weil er "das Vorzüglichste in idealistischer
Richtung" geschaffen habe, wie es der Preisstifter vorschrieb? Und wenn
ja: Was sagte der Preisträger Pinter über den Prozess gegen Slobodan
Milosevic? Über Tony Blair? Über den Kampf der von Joseph Fischers guten
Wünschen begleiteten deutschen Bundeswehr im Kosovokrieg oder, geführt
von Scharping, Struck, Jung, zu Guttenberg, de Maizière und von der
Leyen, im Afghanistankrieg?
Leider war im ersten Fall keine Zeit, sich ein UN-Mandat zu besorgen,
weswegen der humanitäre Einsatz der Luftwaffe halt ohne gehen musste.
Der zweite Krieg beruhte darauf, dass der Nato-Bündnisfall eingetreten
war, weil die Attentäter von New York von in Afghanistan regierenden
"Taliban" unterstützt wurden. Insofern war es ein juristischer
Schönheitsfehler, dass der Commander-in-Chief im Februar 2002 anordnete,
die Taliban nicht als Kombattanten zu betrachten, sondern als Banditen.
Daher galt das Kriegsvölkerrecht nicht, was bis heute den Betrieb des
exterritorialen Untersuchungs- und Gefährdergefängnisses Guantanamo ermöglicht. Das ist, wie man weiß, seit 18 Jahren "umstritten", hält sich also stabil im Nebelbereich der Uneingeschränktheit.
Einzelheiten können wir dahinstehen lassen. Harold Pinter ist nur ein englischer Nobelpreisträger, im Gegensatz zu den deutschen oder praktisch deutschen, zum Beispiel Peter Handke
aus Kärnten, über den und seine zur Verteidigung Deutschlands an den
Alpen eingerückten deutschen Väter sich bei Wikipedia einige rührende
biografische Notizen finden, einschließlich einer "im Morgengrauen mit
der Bahn" durchgeführten Reise von Berlin heim nach Kärnten anno domini
1948. Eine Reise, der, wie man weiß, noch viele folgen sollten, bis hin
an die Flüsse Donau, Drina und so weiter.
Griffen in Kärnten liegt von München übrigens so weit entfernt wie
Düsseldorf von Den Haag, wo die Verantwortlichen dafür walten, dass
einst 350 bosnische Jungen und Männer von niederländischen Soldaten an
serbische Bürgerkriegstruppen ausgeliefert wurden, die sie dann
vorhersehbar massakrierten. Dem deutschen Urlaubsdrang nach Zeeland hat
das keinen Abbruch getan. Möglicherweise fahren aber holländerkritische
junge Westfalen inzwischen lieber nach Tibet als nach Middelburg zum
Zelten, wer weiß? ... [mehr] https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/peter-handke-debatte-die-moral-ist-praechtig-kolumne-a-1292867.html
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