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Mittwoch, 16. Oktober 2019

Idealisierung von Peter Handke: Perfide Mülltrennung / Margarete Stokowski. SPIEGEL online 15.10.2019

Kann man die Kunst vom Künstler trennen? Es ist eine eigenartige Frage, weil alles an ihr unklar ist. Wer ist "man", und was genau soll getrennt werden? Der arbeitende Mensch vom privaten Menschen, der geschriebene Text vom sprechenden Autor, der Film von den Umständen, unter denen er gedreht wurde? 
Dennoch ist die Frage nach der Trennung zwischen Künstlern und ihren Werken eine, die immer wieder gestellt wird. Wie soll man mit Filmen umgehen, deren Produzent Frauen vergewaltigt hat? Oder mit Filmen, deren Hauptdarsteller seine Partnerin geschlagen hat? Oder mit Musik, bei der man davon ausgehen kann, dass der Sänger Kinder missbraucht hat? Oder: Sollte jemand, der mit Kriegsverbrechern sympathisiert, einen Nobelpreis bekommen?
Oft werden diese Fragen mit einem "darf" formuliert: Darf man noch Filme von Roman Polanski, Harvey Weinstein oder Woody Allen sehen? Darf man zu Michael Jackson tanzen, R. Kelly hören, über Louis C.K.s Witze lachen? Darf man Peter Handke einfach nur für einen großen Literaten halten? Natürlich darf man, rein juristisch. Die Frage ist, ob es etwas gibt, was den Konsum der Kunst, ihre Rezeption, ihre Würdigung nachhaltig beeinflusst, wenn man bestimmte Dinge über die Menschen weiß, die sie geschaffen haben.
Bei manchen Künstlern - Künstlerinnen nicht mitgemeint - hat man das Gefühl, sie haben irgendwann eine magische Grenze überschritten, jenseits derer ihre Bewunderer ihnen jeden erdenklichen Fehler verzeihen: Witze auf Kosten von Minderheiten? Freiheit der Kunst, er kennt keine Tabus! Eklige Sprüche über Frauen? Herrlich verschroben, so kauzig! Übergriffe gegen Journalisten? Ein Enfant Terrible! Ehefrau verprügelt? Hach, Genie und Wahnsinn! Mit Diktatoren gekuschelt? Ein widerständiger Charakter, ein Lebemann, der polarisiert, ein ewiger Provokateur, der sich von niemandem etwas sagen lässt. ... [mehr] https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/peter-handke-und-der-nobelpreis-perfide-muelltrennung-a-1291617.html

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