US-Präsident Trump umgeht mit seinen
impulsiven Tweets regelmäßig das diplomatische Protokoll – und damit
Prozesse, deren Stärke es ist, den Informationsfluss zu verlangsamen und
drohende Konflikte zu entschleunigen. Welche Folgen hat Twitter für die
diplomatische Arbeit?
Twitter hat sich als Medium in der
diplomatischen Arbeit inzwischen fest etabliert. Fast alle Staaten
nutzen die Plattform, sei es, um aktuelle politische Botschaften zu
senden, ihr Land zu präsentieren oder um sich mit anderen Akteuren
auszutauschen. Das kann der Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern sein oder
der schnelle Austausch innerhalb einer bestimmten Fach-Community.
Wichtig dabei ist, dass Twitter nicht für
sich allein steht, sondern eingebettet ist in andere Formen der
Kommunikation und des diplomatischen Austauschs. Ein Tweet kann und soll
nicht persönliche Treffen zwischen Diplomatinnen und Diplomaten
ersetzen, ebenso wenig wie die Kommunikation über Außenpolitik in den
traditionellen Medien. Er kann diese Kanäle aber gut ergänzen: Twitter
macht unsere Arbeit transparenter und zugänglicher, fast in Echtzeit
können die Follower bei diplomatischen Verhandlungen dabei sein. Und
natürlich können über Twitter auch eigene Impulse gesetzt werden.
Ist Transparenz per se gut? Inwieweit
werden die geschützten Räume der Diplomatie beschädigt, wenn alles in
Echtzeit in die Öffentlichkeit gespielt wird? Man denke nur daran, wie
Donald Trump kürzlich die Friedensverhandlungen mit den Taliban via
Tweet beendete.
Grundsätzlich ist Transparenz gut, auch für
die Diplomatie. Denn Transparenz schafft Vertrauen. Und gegenüber den
Bürgerinnen und Bürgern wollen wir zeigen, woran wir arbeiten und damit
auch Interesse wecken für Außenpolitik, informieren und Hintergründe
bieten. Natürlich gibt es aber weiter Themen in der Diplomatie, bei
denen besondere Vertraulichkeit geboten ist, gerade in schwierigen
Verhandlungssituationen. Da ist dann auch nicht die Twitterdiplomatie
gefragt, sondern die klassische Diplomatie mit ihren Instrumenten. Ein
Twitterkanal kann keine Botschaft vor Ort oder die persönlichen Kontakte
zwischen Regierungen ersetzen. ... [mehr] https://www.ipg-journal.de/interviews/artikel/diplomatie-in-280-zeichen-3735/
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