Der Schriftsteller Reinhard Jirgl, Büchner-Preisträger von 2010, übergibt sein Archiv dem Deutschen Literaturarchiv Marbach. Damit stellt der 66-jährige Jirgl der Forschung seine
handschriftlichen Manuskripte und Vorarbeiten zu seinen Werken ebenso
zur Verfügung wie einen Commodore C64-5,25 nebst Floppy-Disks. Auf der
Grundlage dieser Dokumente lässt sich die Entstehungs-,
Veröffentlichungs- und Rezeptionsgeschichte seiner Bücher genau
rekonstruieren, wie aus der Mitteilung des DLA hervorgeht. Für seine
Manuskripte benutzte Jirgl meist handelsübliche Schreibhefte im DIN
A4-Format, die am Fuß der Seiten und auf eingefügten Blättern
Ergänzungen zum fortlaufenden Text enthalten.
Nach einem Studium der Elektronik an der Humboldt-Universität
arbeitete Jirgl seit 1978 als Beleuchtungstechniker an der Berliner
Volksbühne, wo Heiner Müller sein Mentor wurde. Die Publikation seines
ersten Erzählwerks "Mutter Vater Roman" lehnte der Aufbau Verlag 1985
aus politischen Gründen ab, kurz nach der Wende konnte es dann 1990 in
der Buchreihe "Außer der Reihe" erscheinen. Seit 1996 arbeitet Jirgl als
freier Schriftsteller. Der Luchterhand Literaturverlag veröffentlichte 1991 "Im offenen Meer". Seine weiteren Bücher – meist Romane – erschienen im Hanser Verlag:
"Abschied von den Feinden" (1995), "Hundsnächte" (1997), "Die
atlantische Mauer" (2000), "Genealogie des Tötens. Trilogie" (2002),
"Die Unvollendeten" (2003), "Abtrünnig. Roman aus der nervösen Zeit"
(2005), "Die Stille" (2009), "Nichts von euch auf Erden" (2013), "Oben
das Feuer, unten der Berg" (2016). Im Mittelpunkt der Romane steht die
deutsche Geschichte seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, Ort der
Handlung ist vorzugsweise Berlin. Besondere Merkmale seiner Erzählprosa
sind eine eigene Orthografie und Interpunktion sowie die Darstellung
alternativer Ereignisabfolgen.
Reinhard Jirgl wurde mit nahezu allen wichtigen deutschen Literaturpreisen
geehrt, darunter der Alfred-Döblin-Preis 1993, der
Joseph-Breitbach-Preis 1999, der Literaturpreis der Stadt Bremen 2006
und schließlich 2010 der Georg-Büchner-Preis.
Anfang 2017 erklärte Jirgl, er habe sich aus der Öffentlichkeit
zurückgezogen, und obwohl er sich weiterhin dem Schreiben widme, wolle
er künftig von neuen Publikationen absehen.
via https://www.boersenblatt.net/2019-08-20-artikel-reinhard_jirgls_archiv_geht_nach_marbach-buechnerpreistraeger_gibt_unterlagen_ab.1709670.html
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