Die DFG fördert drei hochkarätige
Projekte des Kompetenzzentrums für Handschriften an der
Universitätsbibliothek (UB) Leipzig mit insgesamt knapp einer Million
Euro. Die jetzt bewilligten Vorhaben umfassen die Digitalisierung und
Tiefenerschließung der bedeutenden Erfurter Amploniana-Sammlung, die
Aufarbeitung weitestgehend unerforschter mittelalterlicher Handschriften
aus elf Institutionen Ostdeutschlands sowie die wissenschaftliche
Bearbeitung von Handschriften aus dem Schwarzwaldkloster St. Georgen,
die ebenfalls erstmalig digitalisiert werden sollen.
Das Projekt zur berühmten Amploniana-Sammlung mit dreijähriger Laufzeit
führt die UB Leipzig mit der Erfurter Universitätsbibliothek und der
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena zusammen. Die
Amploniana gilt als die größte private Büchersammlung des europäischen
Mittelalters mit ursprünglich rund 630 Handschriften, die heute 979
Manuskripte umfasst. Sie gibt einen einmaligen Einblick in die gelehrten
Bildungswelten des 13. bis 15. Jahrhunderts. Die Digitalisierung der
Handschriften wird in der Thüringer Landeshauptstadt vollzogen, die
wissenschaftliche Bearbeitung erfolgt gemeinsam mit dem
Handschriftenzentrum der UB Leipzig.
Ebenso bewilligt wurde eine zweite Phase für das laufende Projekt
„Erschließung von Kleinsammlungen mittelalterlicher Handschriften in
Ostdeutschland“. Handschriftenbestände von insgesamt elf Institutionen
aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern werden
hier bearbeitet. Das Projekt hat bereits zu zahlreichen bedeutenden
Neufunden bislang unbekannter Texte und Textzeugen geführt, wie dem
verschollenen Kapiteloffiziumsbuch aus dem Zisterzienserkloster Altzelle
bei Nossen mit seinen bedeutenden Buchmalereien oder einer Handschrift
der deutschen Tugendlehre „Spiegel des Herzens“.
Das dritte von der DFG bewilligte Vorhaben führt in den deutschen
Südwesten: Erschlossen und digitalisiert werden sollen die Handschriften
aus dem Schwarzwaldkloster St. Georgen, die heute in der Badischen
Landesbibliothek in Karlsruhe aufbewahrt werden. Die fachliche Expertise
des Leipziger Handschriftenzentrums wird für die Bearbeitung der
deutschsprachigen Handschriften genutzt, die etwas mehr als die Hälfte
des Bestands ausmachen und zu denen mehrere namhafte Kostbarkeiten
gehören. Die lateinischen Handschriften werden zeitgleich am
Handschriftenzentrum der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart
bearbeitet. Das gemeinsame Projekt zweier Handschriftenzentren ist ein
Novum, sein innovatives Potenzial wurde von den DFG-Gutachten
ausdrücklich gewürdigt.
Seit 2001 führt das Handschriftenzentrum der UB Leipzig als
überregionales Kompetenz- und Servicezentrum drittmittelfinanzierte
Projekte zur wissenschaftlichen Erschließung und Digitalisierung von
Handschriftenbeständen durch, insbesondere für Institutionen in Sachsen,
Sachsen-Anhalt und Thüringen, die Handschriften besitzen.
Deutschlandweit nachgefragt ist das Leipziger Zentrum darüber hinaus bei
der Erforschung deutschsprachiger Handschriften des Mittelalters und
für die Erschließung der meist unbekannten Kleinsammlungen.
via https://idw-online.de/de/news722532
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