Bis zu 100.000 Euro pro Jahr erhalten jetzt drei Projekte, in denen
Bürgerinnen und Bürger forschen. Helmholtz fördert sie drei Jahre lang
aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds des Präsidenten. Die Auswahl der
Pilotprojekte erfolgte in einem Wettbewerb mit Begutachtung durch
externe Expertinnen und Experten aus dem Bereich Citizen Science.
Helmholtz ist seit vielen Jahren aktiv im Bereich Citizen Science,
beispielsweise in der Initiative „BürGEr schaffen WISSen – Wissen
schafft Bürger (GEWISS)“. GEWISS hat in den Jahren 2014 bis 2016
Forscher und Bürger vernetzt, den Austausch zwischen Projekten gefördert
und neue Aktivitäten auf den Weg gebracht. Ziel der Citizen Science-Projekte ist es unter anderem, das Wissen aus
der Gesellschaft noch stärker in die Wissenschaft einfließen zu lassen
und gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern neues Wissen zu produzieren.
Die drei in der Ausschreibung geförderten Pilotprojekte sind:
1. Auswirkungen technischer Systeme auf die eigene Lebensqualität von Typ-1-Diabetiker*innen (TeQfor1)
Typ-1-Diabetes ist ein chronischer Zustand, der für die Betroffenen
einhergeht mit ständiger Selbstkontrolle und gesundheitlich riskanten
Über- und Unterzuckerungen sowie drohenden Langzeitkomplikationen. Auch
mithilfe moderner technologischer Systeme sind diese schwer in den Griff
zu bekommen. Eine Gruppe aus Betroffenen und ihren Angehörigen hat sich
daher zusammengefunden, um selbstentwickelte Technologien zur
automatisierten Insulinabgabe frei zur Verfügung zu stellen. Diese so
genannten künstlichen Bauchspeicheldrüsen-Systeme bzw. (Hybrid) Closed
Loop-Systeme gehen in ihrer Effektivität weit über kommerzielle
Technologien hinaus, sind jedoch nicht klinisch zugelassen. Im Projekt
TeQfor1 haben Bürgerinnen und Bürger mit Typ-1-Diabetes die Möglichkeit,
in einer systematischen Evaluation zu untersuchen, inwieweit diese
Do-It-Yourself-Systeme ihre eigene Lebensqualität tatsächlich
beeinflussen und ob bzw. wie sich ihre Blutglukosewerte verändern.
Projektpartner sind das Institut für Technikfolgenabschätzung und
Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), das
Institut für Diabetesforschung und Metabolische Erkrankungen (IDM) des
Helmholtz Zentrums München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit
und Umwelt sowie das GECKO Institut für Medizin, Informatik und Ökonomie
der Hochschule Heilbronn.
Ansprechpartnerin:
Silvia Woll, Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse
(ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT),
silvia.woll@kit.edu
2. Sensoren zur Messung von Aerosolen und reaktiven Gasen und Analyse ihrer Auswirkungen auf die Gesundheit (SMARAGD)
In vielen deutschen Städten ist die Konzentration von Luftschadstoffen
zu hoch. Von Straße zu Straße kann sich die Belastung jedoch stark
unterscheiden. Fehlende hochaufgelöste Daten erschweren die
Interpretation epidemiologischer Studien zur Gesundheitswirkung von
Schadstoffen. Ziel des Projekts SMARAGD ist die Verknüpfung von Daten
zur individuellen Schadstoffbelastung mit Gesundheitsdaten. Dafür können
interessierte Bürgerinnen und Bürger mit qualitätsgeprüften Sensoren
die Luftqualität vor Ort messen. Mit Hilfe der mobilen Applikation PIA
(„prospektive Erfassung inzidenter Gesundheitsevents-App“) können sie in
real-time von Atemwegsinfektionen berichten und sich bei Erkältungen
Nasenabstriche entnehmen, die virologisch untersucht und deren
Ergebnisse individuell zurückgemeldet werden. Diese Gesundheitsdaten
werden im Projekt mit den Sensordaten zur individuellen
Schadstoffbelastung verknüpft.
Ansprechpartner:
Robert Wegener, Forschungszentrum Jülich, r.wegener@fz-juelich.de
Stefanie Castell, Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), Stefanie.Castell@helmholtz-hzi.de
Claudia Traidl-Hoffmann, Helmholtz Zentrum München – Deutsches
Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (HMGU),
claudia.traidl-hoffmann@tum.de
Erhard Zeiss, Presse Forschungszentrum Jülich, e.zeiss@fz-juelich.de
3. Nachtlicht-BüHNE – Bürger & Wissenschaftler erforschen nächtliche Lichtphänomene
Im Citizen-Science-Projekt Nachtlicht-BüHNE erforschen Bürgerinnen und
Bürger gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des
Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Helmholtz-Zentrums
Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ und des Helmholtz-Zentrums
für Umweltforschung – UFZ nächtliche Lichtphänomene. Sie tragen damit
zu zwei Pilotstudien bei, in deren Rahmen bürgerwissenschaftliche
Projekte zu den Themen Lichtverschmutzung und Meteorforschung entstehen.
Dabei werden verschiedene Techniken der Zusammenarbeit entwickelt,
erprobt und evaluiert. Die Ergebnisse des Projekts werden auf einer
Webplattform mit geeigneten Werkzeugen für die kollaborative
Zusammenarbeit zur Verfügung gestellt. Das entstandene Webportal soll
perspektivisch als Einstiegspunkt und Plattform für die Entwicklung
künftiger, thematisch verwandter Bürgerprojekte innerhalb der
Helmholtz-Gemeinschaft dienen. Ziel des dreijährigen Projektes
Nachtlicht- BüHNE ist die Entwicklung eines Co-Design-Ansatzes für
App-basierte Citizen-Science-Projekte.
Ansprechpartnerin:
Friederike Klan, Institut für Datenwissenschaften, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), friederike.klan@dlr.de
via https://idw-online.de/de/news720635
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen