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Freitag, 23. August 2019

Rainer Kuhlen zum Rahmenvertrag Projekt Deal und Springer Nature

Is DEAL really a good deal? Man kann das Memorandum of Understanding zwar nicht einsehen, aber das Ganze sieht so aus wie ein institutionalisiertes umfassendes APC-Modell, wobei, wie auch jetzt schon, das A durch B(sprich Bibliotheken)  zu ersetzen ist. Insgesamt werden dadurch jährlich max. 13.000 Zeitschriftenartikel finanziert und weltweit OA gestellt, die sowohl in Springer OA-Zeitschriften (600) als auch in (bislang) kostenpflichtigen Zeitschriften (ca. 1900) erscheinen dürfen. Pro Artikel soll €2750 gezahlt werden und zwar von der Einrichtung des produzierenden Wissenschaftlers, also wohl aus dem Bib-Budget. Besonders viel werden Hochschulen mit publikationsintensiven Forschern zahlen müssen. Profitieren werden davon aber natürlich alle. Es sieht so aus, dass der große Gewinner des Deal die Verlage selbst sind, sind doch jetzt ihre Einnahmen sicher kalkulierbar. Wie steht es im übrigen mit den vielen anderen Artikeln in den 1900 kommerziellen Springerzeitschriften, die nicht von Autoren an den 700 an DEAL beteiligten Organisationen produziert werden? Sind dann weiter anteilige Subskriptionsgebühren zu bezahlen? Welcher Aufwand, welche Bürokratie entsteht nun durch die Abrechnung der einzelnen, dann OA-Artikeln. Jetzt hat man sich gerade im UrhR von der Individualvergütung verabschiedet (vorübergehend jedenfalls), nun kommt in großem Stil eine Individualabrechnung für maximal 13.000 Beiträge auf die Bibliotheken zu und in der Abwicklungskette bis zum Verlag.
Ich hatte mir das einmal ganz anders für DEAL vorgestellt. Ich dachte, DEAL bezahlt pauschal einen sicherlich hohen Betrag an die Verlage (vermutlich höher als die ca. 3,5 Mio, die durch den jetzigen Vertrag mit Springer maximal zu  zahlen sind), und dann können alle Wissenschaftler in Deutschland die Springer-, Wiley-Produkte nach OA-Prinzipien nutzen. Ob die Wissenschaft bzw. die zahlende Öffentlichkeit nicht besser damit fährt, wenn jeder Wissenschaftler seinen Bedarf nach einem Artikel  über Dienst wie ScienceDirect direkt deckte? Und wäre der Wissenschaft nicht sehr viel besser damit gedient, wenn das ganze Geld zur Unterstützung von OA-Produkten (einschließlich Monographien und Lehrbücher) aus der Wissenschaftsumgebung verwendet würde. So wird das kommerzielle Verwertungsgeschäft für eine Weile noch am Leben gehalten - über DEAL zunächst für 3, maximal für 4 Jahre.
Dann sieht die Publikationslandschaft sicherlich ganz anders aus. Und bis dahin dürfen die kommerziellen Verwerter die Nutzungsrechte an den Wissensobjeken aus der Wissenschaft kostenlos sich sichern und daraus Informationsprodukte machen, für die die Öffentlichkeit dann wieder in der einen oder anderen Form bezahlt. Sollte es nicht genau umgekehrt sein, dass jeder Verlag an die Institution des Wissenschaftlers für jedes Wisssensobjekt eine Lizenzgebühr bezahlt, damit er das dann aktiv nutzen kann? Eine Utopie?  Ohne solche ändert sich aber nichts.


via http://www.inetbib.de/listenarchiv/msg66700.html

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