Angesichts bedrohter katholischer Völkerkunde-Sammlungen schlägt die Museumsexpertin Ulrike Gilhaus (Münster) die Errichtung eines zentralen missionsgeschichtlichen Museums vor. Sie sei überzeugt, dass es vielen katholischen Orden nicht aus eigener Kraft gelingen werde, eine gute Lösung für ihre breit gefächerten Sammlungen und Nachlässe zu finden. Dazu seien oft weder die erforderliche große Expertise noch die Finanzkraft vorhanden. Gilhaus, Leiterin des LWL-Museumsamts für Westfalen, sprach sich für ein Engagement der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) aus.
Aktueller Anlass für Gilhaus' Appell ist die Schließung des Forums der Völker im westfälischen Werl. Es brauche auch deshalb ein Zusammenwirken mit der Bischofskonferenz, weil zwischen Orden und Bistümern Zielkonflikte sichtbar geworden seien, die gute Lösungen bisher verhindert hätten. Die Bistümer betrachteten die Sammlungen als reine Ordensangelegenheiten. Es fehle am Bewusstsein für ein gemeinsames Erbe. Die Franziskaner in Werl müssen ihr Haus mit rund 14.000 Objekten verkaufen, weil sie den Standort des Klosters noch in diesem Jahr aufgeben. Nachdem ein Rettungsversuch des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe im Zusammenspiel mit dem Bistum Paderborn scheiterte, will jetzt ein privater Investor das Museum kaufen und dort ein Tagungszentrum für Wirtschaftspartner aus Entwicklungs- und Schwellenländern einrichten. Nach Gilhaus' Angaben seien viele weitere Sammlungen von Auflösung bedroht. In Deutschland gibt es rund achtzig missionsgeschichtliche Sammlungen. Im Bereich der katholischen Kirche befinden sich diese weitgehend in der Hand der Orden, die missioniert haben.
epd 13.08.2019
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