Diverse städtische Ämter sind derzeit dabei, ihren Aktenbestand zu
digitalisieren. Im Stadtmessungsamt Stuttgart ist man dabei auf Dokumente
gestoßen, die die Originalunterschriften von Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach, Robert Bosch oder Ferdinand Porsche
tragen. Bei den Dokumenten handelt es sich um vermessungstechnische
Zeichnungen der Privathäuser und Villen der Unternehmerpersönlichkeiten.
Rund 6000 Grundstücksakten, zum großen Teil in gebundener Form, lagern
in der Kronenstraße 20, dem Sitz des Stadtmessungsamts. Sie alle sollen
mittels Spezialscannern bis 2021 digitalisiert werden. Nach dem Scannen
werden die Originale mit der digitalen Kopie nochmals abgeglichen: Dabei ist man auf die Unterschriften gestoßen. Eine der sogenannten Messurkunden aus dem Jahr 1895 etwa zeigt den
Motorschuppen auf dem Privatgrundstück von Gottlieb Daimler in der
Cannstatter Taubenheimstraße.
In dem Schuppen soll Daimler gemeinsam mit seinem Konstrukteur Wilhelm
Maybach am ersten Verbrennungsmotor getüftelt und damit den Grundstein
für die Entwicklung der Automobilbranche gelegt haben. Seinerzeit
mussten solche Urkunden noch persönlich unterzeichnet werden, und so
findet sich am rechten Rand des Dokuments handschriftlich der Name
Gottlieb Daimler. Die fälligen Gebühren für die Urkunde wurden
seinerzeit nach Angaben des Amtsleiters noch in Goldmark beglichen.
Auf einem weiteren Exponat aus dem Jahr 1905 findet sich neben den
Messdaten über sein Haus auch die Unterschrift Maybachs. Auch Robert
Bosch unterzeichnete die Vermessungsdaten seiner Villa
in der Heidehofstraße noch persönlich, ebenso wie Ferdinand Porsche,
der 1923 die Maße seiner Autogarage zwischen den Wohnflügeln der Villa Porsche im Feuerbacher Weg dokumentieren ließ, in der er den sogenannten KdF-Wagen, einen Vorläufer des späteren VW-Käfer, entwickelte.
Daimler,
Bosch und Porsche haben laut Siebers bereits Interesse an den Exponaten
signalisiert. Die Originale gibt das Stadtmessungsamt aber nicht aus
der Hand. Wenn die Digitalisierung abgeschlossen ist, könnten die
Originaldokumente ins Stadtarchiv ausgelagert und dort Wissenschaftlern,
aber auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Stuttgarter Zeitung 15.08.2019
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