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Dienstag, 20. August 2019

Zwei postume Publikationen von Tomas Tranströmer und Lars Gustafsson

Die Stadt Västeras hat die beiden grossen schwedischen Dichter Tomas Tranströmer und Lars Gustafsson verbunden, aber auch eine tiefe Freundschaft, die selbst ein Nobelpreis nicht trüben konnte. Beide besassen sie das poetische Genie, in ihrem Schreiben die Nebel des Daseins zu lichten. Jetzt sind letzte Werke erschienen.
Vor nicht allzu langer Zeit sind zwei grosse schwedische Schriftsteller kurz nacheinander gestorben: der Lyriker und Nobelpreisträger Tomas Tranströmer 2015, der Romancier, Lyriker und Essayist Lars Gustafsson im Jahr darauf. Sie waren Freunde und haben auch übereinander geschrieben. Beide konnten vor ihrem Tod ein letztes Werk noch weitgehend abschliessen. Gustafsson verfasste die «Etüden für eine alte Schreibmaschine», Gedichte über den Rückzug aus der Vita activa. Tranströmer legte mit «Randgebiete der Arbeit» eine vielfarbige Dokumentation seines Lebens vor. Dieses geschickte Arrangement von Erinnerungsstücken, Briefen, Interviews, Entwürfen und Fotografien liest sich wie eine spannende Biografie. Die deutsche Ausgabe ist den Herausgebern Magnus Halldin und Wolfgang Butt, nicht zuletzt aber Monica Tranströmer, der Frau des Dichters, zu verdanken.
Ein markanter Ort in Mittelschweden hat die beiden Dichter verbunden: Västeras, die alte Stadt am Mälarsee. Gustafsson (geboren 1936) ist hier aufgewachsen, und Tranströmer (1931 in Stockholm geboren) hat ebenda 35 Jahre lang als Psychologe gearbeitet. In dessen Werk, das sich gerne dem Meer zuwendet, ist die Provinz Västmanland mit ihren Seen aber wenig präsent, während sie in Gustafssons späten Gedichten und in seinen bekanntesten Romanen, «Nachmittag eines Fliesenlegers» beispielsweise oder «Frau Sorgedahls schöne weisse Arme», einen vielfältig abgestuften Hintergrund bildet.
In Tranströmers Dokumentation tritt Lars Gustafsson mehrfach auf: nicht nur als Briefempfänger, sondern auch als Laudator, so beim Petrarca-Preis, den Tranströmer 1981 in Vicenza erhalten hat. Er pries den Preisträger dort als Utopisten des Augenblicks, der um die bedrohte Balance dieses Augenblicks weiss.
Wie Tranströmer in seinem Textgefüge gefährdete Momente zu unverrückbaren Bildern gerinnen lässt, das sind poetische Wunder von Seite zu Seite. So am Schluss des Gedichts «Goldwespe»: «Aber heute hat mein Blick mich verlassen. / Meine Blindheit ist gewichen. / Die dunkle Fledermaus hat das Gesicht verlassen und schert umher / im hellen Raum des Sommers.» Oder im Zyklus «Schubertiana», der eigentlich in New York angesiedelt ist: «Die fünf Streicher spielen. Ich gehe durch laue Wälder nach Hause, der / Boden federt unter mir, / Ich ringele mich zusammen wie ein Ungeborenes, schlummre, rolle / schwerelos in die Zukunft hinein, spüre plötzlich, dass die Pflanzen / Gedanken haben.» ... [mehr] https://www.nzz.ch/meinung/literarische-perlen-aus-schweden-gustafsson-und-transtroemer-ld.1499545

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