An verschiedenen Orten Kölns und anderen Städten Deutschland sind seit
einigen Jahren öffentliche Bücherschränke zu finden. Menschen können
hier nicht mehr gebrauchte oder gewollte Bücher abgeben, damit diese
neue Besitzer*innen finden. Ebenso wie das eher webbasierte
Bookcrossing, verbindet das Angebot gegenwärtige Tendenzen zur
Nachhaltigkeit, Wiederverwertung und Sharing Economy mit einer
kulturell-historisch geprägten Wertschätzung für Bücher als zu
bewahrende und nicht vorschnell wegzuwerfende Güter.
Auffallend ist die generell hohe Nutzung des Angebotes. Im Durchschnitt
fasst ein Bücherschrank ca. 250 Bücher, von denen je nach Standort
mindestens ein Drittel bis zu 90 Prozent zwischen zwei Erhebungen
entnommen und durch neue Bücher ersetzt wurde. Die teilweise deutlichen
Unterschieden im Grad der Nutzung lassen sich vorläufig durch
verschiedene Faktoren erklären. Die Übersichtlichkeit des Angebotes
sowie die Sichtbarkeit des Bücherschranks zeigten sich dabei als
zentral. So werden Bücherschränke, die gut einsehbar platziert sind
weitaus umfänglicher genutzt als Bücherschränke, die eher versteckt im
Foyer von Bürgerämtern, in Einkaufspassagen oder auf Schulhöfen zu
finden sind. Eine Überfülle an Büchern und das Fehlen einer
ehrenamtlichen Betreuung durch Vereine oder Privatpersonen wirkt eher
abschreckend.
Das Angebot der Bücher ist breit gefächert und unterscheidet sich von
Stadtteil zu Stadtteil. Wenig überraschend überwiegt Belletristik,
insbesondere Krimis und Liebesromane. Daneben finden sich allerdings
auch allerlei Kuriositäten, seien es Ernährungsratgeber aus den
1960er-Jahren oder Originalausgaben, die bereits zu Beginn des 20.
Jahrhunderts verlegt wurden. Die meisten Bücher indes sind jüngeren
Datums, wobei sich bemerkenswerte Häufigkeiten des Erscheinungsjahres in
den 1970er-, 1990er- und 2000er-Jahren zeigen. Durchaus erfreulich,
wurden die meisten Bücher in einem eher guten, zumindest lesbaren
Zustand vorgefunden.
Studierende des Bachelor-Studiengangs Medienkulturwissenschaft haben im
Rahmen des Seminars „Ist das noch Literatur oder kann das weg?
Öffentliche Bücherschränke in Köln als Fallstudie Materieller Kultur“
insgesamt 18 Bücherschränke in Köln über den Zeitraum des
Wintersemesters 2018/2919 angeschaut. In Brück, Ehrenfeld, Kalk und
anderen Stadtteilen wurden hierzu in ca. wöchentlichem Abstand insgesamt
12-15 Erhebungen je Bücherschrank durchgeführt, um den Bestand im
Zeitverlauf zu dokumentieren. Neben der Erfassung bibliografischer
Angaben, wurden der Zustand der Bücher sowie Auffälligkeiten, etwa
Widmungen oder Stempel notiert. Zugleich erfolgte eine Kategorisierung
der Bücher nach etablierten Gattungen und Genres sowie eine Bewertung
der Attraktivität und Sichtbarkeit des Bücherschranks in den einzelnen
Stadtteilen.
via https://idw-online.de/de/news720476
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