Deutschland schaut Tatort. Jeden Sonntagabend. Seit Jahrzehnten mit
nicht nachlassender Begeisterung. Aber nicht nur das. Blättert man durch
Programmzeitschriften, sieht man, dass Krimibegeisterte sogar täglich
bedient werden, an manchen Tagen auch mehrmals. Da ermitteln SOKOS in
Leipzig und in Stuttgart, jagen bayrische, türkische, französische,
italienische Ermittler die zahlreich mordenden Verbrecher bereits ab den
frühen Abendstunden. Sie sind immer erfolgreich, meist im Team, gerne
auch mal als Einzelkämpfer. Wozu dieses überbordende Angebot? Ist die
Nachfrage so hoch oder sind die Programmverantwortlichen nur sehr
einfallslos?
Will man dem kanadischen Experimentalpsychologen und Linguisten Steven Pinker Glauben schenken, „ist unser Alltag heutzutage viel gewaltloser als in früheren Epochen“. In seinem Werk Gewalt: Eine neue Geschichte der Menschheit stellt
er die These auf, dass sich die Gewalt im Laufe der
Menschheitsgeschichte deutlich verringert hat und wir Gewalt
zelebrieren, weil wir sie im wahren Leben vermissen. „Fanden im
Mittelalter noch öffentliche Hinrichtungen als Spektakel statt, so
wenden wir uns heute einer fiktiven Leichenschau zu.“
In der Tat sinkt die Zahl der jährlichen Mordopfer. 2017 waren es deutschlandweit „nur“ 405 Menschen,
ungleich weniger als die vielen geschriebenen und verfilmten Krimis
vermuten lassen. Selbst wenn man die Totschlagsopfer mitrechnet, waren
es „nur“ 731. ... [mehr] https://www.nachdenkseiten.de/?p=54095
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