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Donnerstag, 1. August 2019

Massive Kritik an Hohenzollern

Die Historikerin Karina Urbach wirft den Hohenzollern Verstrickungen in das NS-Regime vor. „Sie dachten, Hitler könne ein Steigbügelhalter sein, um sie wieder auf den Thron zu bringen“, sagte die Forscherin vom Institute for Advanced Study im US-amerikanischen Princeton der „Berliner Zeitung“(Mittwoch). Deshalb habe das preußische Adelsgeschlecht In- und Auslandspropaganda für die NSDAP gemacht.
So habe beispielsweise Kronprinz Wilhelm in der amerikanischen Presse einen Artikel veröffentlicht, in dem er „Marxisten und Juden“vorwarf, Hitler zu untergraben, erklärte Urbach. Zudem habe er prophezeit, „die Welt würde Hitler noch dankbar sein, den Bolschewismus bekämpft zu haben“.
Die Historikerin, deren neuester Aufsatz „Nützliche Idioten. Die Hohenzollern und Hitler“Ende August erscheint, wirft der Adelsfamilie Manipulation vor. Das Hausarchiv der Hohenzollern stehe der Forschung nicht offen, kritisierte Urbach: „Man muss in ausländischen Archiven nach Briefen suchen.“Der Nachlass des Kronprinzen zum Beispiel sei überhaupt nicht einsehbar.
„Die Familie will das Geschichtsbild kontrollieren und entscheiden, wer welche Dokumente sehen darf, was veröffentlicht wird und was nicht“, sagte die Historikerin. Das sei „klare Manipulation“. „Da wird ein Staatswesen – Preußen – noch über seinen Tod hinaus als Privatbesitz einer Familie betrachtet“, kritisierte Urbach. Das sei in ihren Augen der noch viel größere Skandal als die Geldforderung der Familie. „Wir Historiker brauchen den uneingeschränkten Zugang zu ihrem Archiv“, forderte sie.
Die Nachfahren des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. fordern vom Land Brandenburg unter anderem 1,2 Millionen Euro Entschädigung für Enteignungen nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Sowjets. Zudem will die Familie auch die Rückgabe von Kunstschätzen aus den Museen in Berlin und Brandenburg und ein Wohnrecht im Potsdamer Schloss Cecilienhof oder einer anderen Immobilie erreichen. Allerdings stehen Betroffenen von Enteignungen keine Entschädigungen zu, wenn sie dem nationalsozialistischen System „erheblich Vorschub“geleistet haben. Davon geht das Land Brandenburg im Fall der Hohenzollern aus.

epd

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