So habe beispielsweise
Kronprinz Wilhelm in der amerikanischen Presse einen Artikel
veröffentlicht, in dem er „Marxisten und Juden“vorwarf, Hitler zu
untergraben, erklärte Urbach. Zudem habe er prophezeit, „die Welt würde
Hitler noch dankbar sein, den Bolschewismus bekämpft zu haben“.
Die
Historikerin, deren neuester Aufsatz „Nützliche Idioten. Die
Hohenzollern und Hitler“Ende August erscheint, wirft der Adelsfamilie
Manipulation vor. Das Hausarchiv der Hohenzollern stehe der Forschung
nicht offen, kritisierte Urbach: „Man muss in ausländischen Archiven
nach Briefen suchen.“Der Nachlass des Kronprinzen zum Beispiel sei
überhaupt nicht einsehbar.
„Die Familie
will das Geschichtsbild kontrollieren und entscheiden, wer welche
Dokumente sehen darf, was veröffentlicht wird und was nicht“, sagte die
Historikerin. Das sei „klare Manipulation“. „Da wird ein Staatswesen –
Preußen – noch über seinen Tod hinaus als Privatbesitz einer Familie
betrachtet“, kritisierte Urbach. Das sei in ihren Augen der noch viel
größere Skandal als die Geldforderung der Familie. „Wir Historiker
brauchen den uneingeschränkten Zugang zu ihrem Archiv“, forderte sie.
Die
Nachfahren des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. fordern vom Land
Brandenburg unter anderem 1,2 Millionen Euro Entschädigung für
Enteignungen nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Sowjets. Zudem will
die Familie auch die Rückgabe von Kunstschätzen aus den Museen in Berlin
und Brandenburg und ein Wohnrecht im Potsdamer Schloss Cecilienhof oder
einer anderen Immobilie erreichen. Allerdings stehen Betroffenen von
Enteignungen keine Entschädigungen zu, wenn sie dem
nationalsozialistischen System „erheblich Vorschub“geleistet haben.
Davon geht das Land Brandenburg im Fall der Hohenzollern aus.
epd
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