Das Kulturstaatsministerium konstatierte nun in einem auf den 13. Juni datierten Brief „leider“ die Ablehnung. Eine überaus freundliche Formel. Der Brief wurde trotzdem durchgesteckt an den Berliner „Tagesspiegel“ sowie das Magazin „Der Spiegel“. Sicher ist: Die Nachfahren der Hohenzollern dürften kaum ein Interesse am Bekanntwerden der Verhandlungen haben. Die Familie inszeniert sich seit dem Sturz Wilhelms II. 1918 als weiterhin die Interessen ihres einstigen Staates Preußen im Auge behaltend. Mit dieser Liste aber erscheint sie als genau so gierig wie etwa die sächsischen Wettiner, die Welfen, die Baden oder die Obotriten in Mecklenburg, die ohne Rücksicht auf öffentliche Interessen ihnen von den Republiken zugestandenes Kulturgut verkaufen.
Die Hohenzollern haben sich nie anders verhalten. So gilt nach Untersuchungen von Historikern als sicher, dass sie das großartige Gemälde „Ausschiffung nach Kythera“ von Antoine Watteau gleich zwei Mal an den Staat verkauft haben, einmal um 1930 und dann wieder 1982. Die teilweise erlesene Ausstattung von Schloss Klein-Glienicke wurde in den 30er Jahren von den Erben des Prinzen Carl verkauft, bis 1939 dann das nun weitgehend leere Schloss an die Stadt Berlin veräußert. 2012 wurde der Beau Sancy, eines der Kronjuwelen Preußens, in Genf versteigert, vor kaum einem Jahr hat die Familie in London bei Sotheby’s unter anderem Ausstattungsstücke aus dem Berliner Schloss verkauft – ohne den Schlössern wenigstens die Gelegenheit zum Vorkauf zu geben.
Jetzt geht es aber um viel mehr. Die
Familie fordert unentgeltliche Wohnrechte im Potsdamer Schloss
Cecilienhof oder in gleich zwei anderen einstigen Schlössern.
Ausgeliefert werden sollen Teile der als „privat“ bezeichneten
fürstlichen Bibliotheken und des Königlichen Hausarchivs, die heute in
den Schlössern oder im Geheimen Staatsarchiv verwahrt werden. Beide
waren aber immer Teil des Staatsapparats. Hier scheint es vor allem um
mehr als 1000 historisch brisante Briefe zu gehen, die Kaiserin Victoria
Auguste wohl vor der Abreise in die Niederlande 1919 in einem Tresor im
Neuen Palais versteckt hatte. Sie wurden erst vor einem Jahr wieder
entdeckt. Nach Ansicht von Archivexperten gehören die Briefe
selbstverständlich zur Staatsüberlieferung, allenfalls eindeutig private
Schreiben könnten übergeben werden.
Zudem
fordern die Hohenzollern mindestens 266 Gemälde und Skulpturen sowie
Möbel etwa aus der Werkstatt David Roentgens, die zur Ausstattung der
„privaten“ Wohnräume der den Staat repräsentierenden Schlösser gehörten. ... [mehr] https://www.fr.de/kultur/hohenzollern-wollen-mietfrei-wohnen-hinter-kulissen-blanke-gier-12818276.html
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