Facebooks Idee, eine eigene Kryptowährung herauszugeben, wird stark kritisiert. So hat Katharina Pistor die Regierungen dazu aufgerufen, ihre Bürger vor der Libra zu schützen und Joe Stiglitz meinte,
die Währung müsse sofort gestoppt werden. Beide haben völlig recht. Die
Libra ist alles andere als eine stabile Währung, auch wenn Facebook das
Gegenteil behauptet.
Will eine private Währung im Wettbewerb mit traditionellen
staatlichen Währungen und dem Euro erfolgreich sein, kommt es vor allem
auf ihre Stabilität an. Dies hat bereits Friedrich Hayek 1976 in seinem
bahnbrechenden Buch Entnationalisierung des Geldes
dargelegt. Bis jetzt ist Stabilität allerdings gerade das, woran es den
Kryptowährungen mangelt – allen voran dem Bitcoin, der unter
übermäßiger Volatilität leidet.
Die Entwickler der Libra sind sich dieser Herausforderung bewusst,
und ich vermute, sie haben auch Hayek gelesen. Sie versprechen, den Wert
ihrer neuen Währung mithilfe eines Währungskorbs zu stabilisieren. Zu
diesem Zweck wollen sie Reserven in Form von Bankeinlagen und
kurzfristigen Staatsanleihen halten, die passend zu diesem Währungskorb
ausgewählt werden. Diese Reserven werden dann angelegt, wenn die
Investoren mit ihren auf traditionelle Währungen lautenden Bankguthaben
Libra kaufen.
Dementsprechend vergleichen die Libra-Entwickler ihr Modell mit einer
Institution wie der „Währungsbehörde“, die es zwischen 1991 and 2002 in
Argentinien gab und noch heute in Bulgarien gibt. Eine solche „Behörde"
ist eine Art Zentralbank, deren Verbindlichkeiten (Bargeld und
Geschäftsbankreserven) im Prinzip vollständig durch flüssige
Investitionen in Fremdwährungen gedeckt sind.
Problematisch bei der Libra ist allerdings, dass sie nicht als
staatliche, sondern als überstaatliche Währung geplant ist. Ihre
Stabilität hängt daher nicht von einer einzelnen Währung ab, sondern von
ihrem Währungskorb. In dieser Hinsicht kann die Libra mit einer
Korbwährung wie dem Sonderziehungsrecht (SZR) des Internationalen
Währungsfonds verglichen werden. Das SZR wird durch feste Beträge von
Währungen definiert: 0,58252 US-Dollar, 0,38671 Euro, 1,0174 chinesische
Yuan, 11,9 Yen und 0,085946 Pfund Sterling. Der Wechselkurs des SZR
gegenüber dem Euro beträgt momentan 1,22 SZR/EUR, und der Anteil des
Euro am Währungskorb beträgt etwa 32 Prozent.
Gehen wir davon aus, dass für die Libra eine mit dem SZR
vergleichbare Korbstruktur gewählt wird, ist ihre Wertstabilität für
nationale Investoren nicht gewährleistet. Kauft etwa ein deutscher
Haushalt 10 000 Libra für 12 200 Euro, würde er (nach Abzug des
32-prozentigen Euro-Anteils) de facto ausländische Währungen im
Umfang von etwa 68 Prozent dieses Wertes beziehen. Angesichts der
manchmal erheblichen Schwankungen zwischen den großen Reservewährungen
würde dieser Haushalt damit ein erhebliches Wechselkursrisiko eingehen.
Daher unterscheiden sich Investitionen in Libra grundlegend von
anderen traditionellen Bankguthaben: Die Libra ist eine höchst
spekulative Anlage. Je kleiner der Anteil der nationalen Währung am
Währungskorb der Libra ist, desto ausgeprägter wird dieser Effekt.
Beträgt der SZR-Korbanteil des Pfunds Sterling etwas unter acht Prozent,
würde ein britischer Investor beim Kauf von Libra für 92 Prozent dieses
Investments ausländische Anlagen bekommen. Mehr noch: Die
Libra-Ausgabestelle behält sich das Recht vor, im Fall einer
Wirtschaftskrise in einem der Investitionsländer die Zusammensetzung des
Währungskorbs zu ändern – was dieses Risiko noch verstärkt. ... [mehr] https://www.ipg-journal.de/regionen/global/artikel/detail/damit-macht-facebook-sich-keine-freunde-3616/
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