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Dienstag, 23. Juli 2019

Damit macht Facebook sich keine Freunde: Die geplante Kryptowährung Libra / Peter Bofinger. IPG 23.07.2018

Facebooks Idee, eine eigene Kryptowährung herauszugeben, wird stark kritisiert. So hat Katharina Pistor die Regierungen dazu aufgerufen, ihre Bürger vor der Libra zu schützen und Joe Stiglitz meinte, die Währung müsse sofort gestoppt werden. Beide haben völlig recht. Die Libra ist alles andere als eine stabile Währung, auch wenn Facebook das Gegenteil behauptet.
Will eine private Währung im Wettbewerb mit traditionellen staatlichen Währungen und dem Euro erfolgreich sein, kommt es vor allem auf ihre Stabilität an. Dies hat bereits Friedrich Hayek 1976 in seinem bahnbrechenden Buch Entnationalisierung des Geldes dargelegt. Bis jetzt ist Stabilität allerdings gerade das, woran es den Kryptowährungen mangelt – allen voran dem Bitcoin, der unter übermäßiger Volatilität leidet.
Die Entwickler der Libra sind sich dieser Herausforderung bewusst, und ich vermute, sie haben auch Hayek gelesen. Sie versprechen, den Wert ihrer neuen Währung mithilfe eines Währungskorbs zu stabilisieren. Zu diesem Zweck wollen sie Reserven in Form von Bankeinlagen und kurzfristigen Staatsanleihen halten, die passend zu diesem Währungskorb ausgewählt werden. Diese Reserven werden dann angelegt, wenn die Investoren mit ihren auf traditionelle Währungen lautenden Bankguthaben Libra kaufen.
Dementsprechend vergleichen die Libra-Entwickler ihr Modell mit einer Institution wie der „Währungsbehörde“, die es zwischen 1991 and 2002 in Argentinien gab und noch heute in Bulgarien gibt. Eine solche „Behörde" ist eine Art Zentralbank, deren Verbindlichkeiten (Bargeld und Geschäftsbankreserven) im Prinzip vollständig durch flüssige Investitionen in Fremdwährungen gedeckt sind.
Problematisch bei der Libra ist allerdings, dass sie nicht als staatliche, sondern als überstaatliche Währung geplant ist. Ihre Stabilität hängt daher nicht von einer einzelnen Währung ab, sondern von ihrem Währungskorb. In dieser Hinsicht kann die Libra mit einer Korbwährung wie dem Sonderziehungsrecht (SZR) des Internationalen Währungsfonds verglichen werden. Das SZR wird durch feste Beträge von Währungen definiert: 0,58252 US-Dollar, 0,38671 Euro, 1,0174 chinesische Yuan, 11,9 Yen und 0,085946 Pfund Sterling. Der Wechselkurs des SZR gegenüber dem Euro beträgt momentan 1,22 SZR/EUR, und der Anteil des Euro am Währungskorb beträgt etwa 32 Prozent.
Gehen wir davon aus, dass für die Libra eine mit dem SZR vergleichbare Korbstruktur gewählt wird, ist ihre Wertstabilität für nationale Investoren nicht gewährleistet. Kauft etwa ein deutscher Haushalt 10 000 Libra für 12 200 Euro, würde er (nach Abzug des 32-prozentigen Euro-Anteils) de facto ausländische Währungen im Umfang von etwa 68 Prozent dieses Wertes beziehen. Angesichts der manchmal erheblichen Schwankungen zwischen den großen Reservewährungen würde dieser Haushalt damit ein erhebliches Wechselkursrisiko eingehen.
Daher unterscheiden sich Investitionen in Libra grundlegend von anderen traditionellen Bankguthaben: Die Libra ist eine höchst spekulative Anlage. Je kleiner der Anteil der nationalen Währung am Währungskorb der Libra ist, desto ausgeprägter wird dieser Effekt. Beträgt der SZR-Korbanteil des Pfunds Sterling etwas unter acht Prozent, würde ein britischer Investor beim Kauf von Libra für 92 Prozent dieses Investments ausländische Anlagen bekommen. Mehr noch: Die Libra-Ausgabestelle behält sich das Recht vor, im Fall einer Wirtschaftskrise in einem der Investitionsländer die Zusammensetzung des Währungskorbs zu ändern – was dieses Risiko noch verstärkt. ... [mehr] https://www.ipg-journal.de/regionen/global/artikel/detail/damit-macht-facebook-sich-keine-freunde-3616/

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