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Montag, 23. Juli 2018

Pavel Kohout wird 90 / Marko Martin. In: Welt vom 20.07.2018

Pavel Kohout, einer der intellektuellen Wegbereiter des Prager Frühlings, wird 90 Jahre alt. Zu Besuch bei einem Helden, der keiner sein möchte und von der großen Zeit der Tschechoslowakei erzählt.
Rüstig ist ein schönes deutsches Wort“, sagt Pavel Kohout, während er in die Knie geht und den Rücken beugt. In Sekundenschnelle hat er unter der Dachschräge seines Prager Arbeitsateliers einen Karton hervorgezogen, auf dessen Breitseite mit schwarzem Filzstift „Aus dem Tagebuch eines Konterrevolutionärs“ geschrieben steht. In den Wandregalen stehen dicht an dicht die internationalen Ausgaben seiner zahlreichen anderen im Laufe der Jahrzehnte veröffentlichten Bücher; Romane, Dramen, Essays. Gleich darauf sitzt Kohout wieder am Tisch, streift sich eine weiße Haarsträhne aus der Stirn und blättert in der Originalausgabe jener literarischen Collage, die damals im Westen erschienen war und seither als das wohl wichtigste Zeugnis des 1968 zugrunde gegangenen Prager Frühlings gilt.„Allerdings kommt rüstig von Rüstung und hat einen Hauch von famoser alter Herr, bestenfalls. Es könnte sich jedoch auch um einen Euphemismus handeln für selbstgerechter Schwätzergreis. Ich hoffe, dem zu entgehen!“ Pavel Kohout, der am kommenden Freitag 90 Jahre alt wird, lacht. Keine Chance für schwerblütige Symbolik, obwohl doch alles hier derart geschichtsträchtig ist und aufeinander verweist: Kohouts Domizil befindet sich vis-à-vis der Moldau am Masaryk-Kai, benannt nach dem ersten Präsidenten der 1918 gegründeten und ein Jahrzehnt lang demokratisch regierten Tschechoslowakei.... [mehr] https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article179656116/Pavel-Kohout-zum-90-Geburtstag.html

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