Zürich
war immer schon schlauer und gewitzter. Eingezwängt zwischen Altbau und
Predigerchor, auf zwei Seiten gerahmt von vielbefahrenen Strassen,
schwitzt seit Mitte der neunziger Jahre die erweiterte Zentralbibliothek
unermüdlich den trockenen Charme einer ambitionierten Schuhschachtel
aus. Nichts deutet von aussen darauf hin, dass hinter Mauern und Glas
Bücher eine wichtige Rolle spielen.
Ein paar hundert Meter weiter zeigt sich das gleiche Bild unter leicht veränderten Vorzeichen. Zwischen 2000 und 2005 baut
Santiago Calatrava im Innenhof der rechtswissenschaftlichen Fakultät
eine spektakuläre Institutsbibliothek, die man besser Kathedrale oder
Kreuzfahrtschiff oder Theatrum mundi nennen würde. Von aussen bleibt das
Kunstwerk aus Holz, Glas und Stahlbeton hinter den Institutsmauern
unsichtbar. Nichts fällt dem Passanten auf, wenn er an dem Gebäude
vorübergeht. Steht er aber drinnen und sieht vielleicht auch die Regale
mit Büchern, dann wird er sich wundern und denken, das sei doch
eigentlich alles zu kostbar, um nur ein Bücherlager zu beherbergen. ... [mehr] https://www.nzz.ch/feuilleton/wozu-eigentlich-noch-bibliotheken-heutzutage-ld.1402312
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen