Im Rahmen eines von der DFG geförderten Projekts erforscht der Lehrstuhl für Alte Geschichte (Prof. Dr. Michael
Rathmann) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) seit
2017 die „Tabula Peutingeriana“. Diese um 1200 entstandene Kopie einer
antiken Vorlage ist die einzige erhaltene Weltkarte aus der Antike.
Außergewöhnlich ist das Format der Pergamentrolle, die auf einer Länge
von fast sieben Metern bei gut 30 Zentimetern Breite einen Bereich von
Spanien bis Indien extrem verzerrt abbildet.
Eine internationale Tagung in der Wiener Nationalbibliothek
versammelte nun 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus neun
Ländern mit dem Forschungsschwerpunkt „Antike Geographie“, um aktuelle
Forschungsansätze und Ergebnisse zu diskutieren. Vorgestellt wurde dabei
auch eine neue Online-Datenbank des Lehrstuhls für Alte Geschichte,
welche die auf der Karte vermerkten Angaben kommentiert.
Seit ihrer Publikation 1598 wirft die Tabula Peutingeriana, die von der
UNESCO im Jahr 2007 zum Weltdokumentenerbe erklärt wurde, zahlreiche
Fragen auf und befeuert damit den wissenschaftlichen Diskurs über antike
und mittelalterliche Geographie. Dabei zeigen viele Publikationen der
letzten Jahrzehnte, dass dieses einzigartige Zeugnis der
Kartographiegeschichte bisher mehr be- als erforscht wurde. Der
Lehrstuhl für Alte Geschichte der KU befasst sich deshalb im Zuge des
DFG-Projektes mit der Kommentierung der Tabula. Ziel dieser Arbeit ist
ein ausführlicher Kommentar der ca. 3500 Toponyme (Orte, Inseln, Berge,
Flüsse, etc.) sowie die digitale Aufarbeitung und Bereitstellung der
Ergebnisse in einer frei zugänglichen Online-Datenbank.
Im Fokus der Diskussion stand vor allem die Frage nach der Datierung der
antiken Vorlage. Mit Richard Talbert (Chapel Hill), Ekkehard Weber
(Wien) und Michael Rathmann (Eichstätt) waren dabei die Vertreter der
drei zentralen Entstehungsthesen an einem Ort versammelt. Während
Talbert die Vorlage der Tabula in die Spätantike einordnet (ca. 300 n.
Chr.), sieht Weber ihre Entstehung im Kontext der Agrippa-Karte (ca. 13
v. Chr.), Rathmann dagegen hält sie für ein Produkt des Frühhellenismus
(ca. 250 v. Chr.). Aufgrund dieser stark differierenden
Entstehungstheorien rückt die Forschung derzeit davon ab, nur nach der
exakten Datierung der Vorlage zu fragen und richtet ihren Blick stärker
auf die Herausarbeitung der einzelnen antiken Bearbeitungsstufen der
Karte, die immer mehr als ein „work in progress“ gedeutet wird. Den Höhepunkt der Tagung bildete für alle Teilnehmer deshalb die
Besichtigung der Tabula Peutingerina im Original, die sich seit 1738 im
Besitz der Wiener Hofbibliothek befindet. Über eine Stunde lang durften
sich alle Teilnehmer selbst vom Erhaltungszustand überzeugen und
erhielten Einblick in die Arbeit der Restauratoren der
Nationalbibliothek.
Den Abschluss der Tagung bildete schließlich die Präsentation der Eichstätter Datenbank http://tp-online.ku.de,
die nun frei verfügbar ist und Informationen zu sämtlichen Toponymen
auf der TP liefert wie Belegstellen bei antiken Autoren,
Datierungsvorschläge, weiterführende Literatur und ausführliche
Kommentare zu den Toponymen selbst.
via https://idw-online.de/de/news725064
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