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Mittwoch, 18. September 2019

Datenbank zur Erforschung der Rolle der Mönchsrepublik Athos im Mittelalter

Der Berg Athos – eine Halbinsel im Norden Griechenlands, seit über 1000 Jahren nur von Mönchen besiedelt, UNESCO-Welterbestätte und seit alters her Schmelztiegel der Völker des östlichen Mittelmeerraums und Russlands: Diese Mönchsrepublik war im Mittelalter einerseits ein Rückzugsort für orthodoxe Gläubige, andererseits aber auch auf vielfältige Weise mit der mittelalterlichen Welt außerhalb der Klostermauern verbunden. Enge Beziehungen pflegten die Mönche zum Byzantinischen Reich, zu Herrschern auf dem Balkan, im Kaukasus sowie in Süditalien und später ebenso zum Osmanischen Reich. Ein neues Forschungsprojekt geht diesen Verbindungen und Verflechtungen der Bewohner und Besucher des Athos auf den Grund und wird die Art und Weise, wie der Heilige Berg gesehen wird, verändern. Dr. Zachary Chitwood, Wissenschaftler am Arbeitsbereich Byzantinistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), erhält für dieses Projekt einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Er und sein Team werden zunächst eine Datensammlung für den Zeitraum von etwa 850 bis 1550 erstellen, also von der Zeit der ersten Dokumente an, die in den Archiven des Athos überlebt haben, bis zur Gründung des letzten großen Athos-Klosters, Stavronikita. Für diese Spanne von 700 Jahren werden alle Mönche, die auf dem Heiligen Berg gelebt haben, jeder Wohltäter und jeder Besucher in einer Datenbank erfasst. 
Als Quellen für die Erhebungen dienen Akten und Urkunden der Klosterarchive, die zu einem großen Teil schon veröffentlicht sind. Besonders innovativ ist, dass außerdem Kommemorationslisten genutzt werden, die bis jetzt kaum Beachtung fanden. Diese Aufstellungen umfassen die Namen von Mönchen, kirchlichen Oberhäuptern und Stiftern, die nach ihrem Tod regelmäßig in Andachten erwähnt wurden. Die Datenbank wird später auch anderen Wissenschaftlern zur Verfügung stehen, sodass in den gesamten Geisteswissenschaften damit gearbeitet werden kann.
Zweiter zentraler Punkt ist die Ethnizität der Gemeinschaft. Fast jede orthodoxe Kirche war auf dem Berg Athos mit einem Kloster vertreten – und auch heute noch findet man eine große ethnische Vielfalt. „Aber bisher verfügen wir über kein Mittel, um dies statistisch möglichst präzise zu erfassen und für bestimmte Zeitabschnitte zu dokumentieren“, so Chitwood mit einem Hinweis darauf, dass die Datenbank später Grundlagen liefern wird, um vertieft über Ethnizität in Byzanz diskutieren zu können. Schließlich wird sich das Team um Chitwood dem Thema „Abwesenheit von Frauen“ auf dem Athos widmen. Bislang ist nicht genau bekannt, in welchem Kontext und warum das Verbot entstanden ist, dass weibliche Lebewesen generell das Gebiet nicht betreten dürfen. Im Rahmen der Gender-Frage wird auch die für Byzanz zeitweise sehr wichtige politische Rolle von Eunuchen analysiert, die ab einem bestimmten Zeitpunkt den Athos ebenfalls nicht mehr betreten konnten.


via https://idw-online.de/de/news723673 

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