Quelle: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/kultur/die-humanistenbibliothek-selestat-praesentiert-kostbare-handschriften-und-buecherMit den deutschen Humanisten tat man sich in Frankreich aus historischen Gründen lange schwer – obwohl sie zum reichen Erbe des Elsass und des Oberrheins gehören. Die eindrucksvolle und 2018 wiedereröffnete Humanistenbibliothek von Sélestat, zu Deutsch Schlettstadt, macht das sichtbar.
Andächtige Stille herrscht in den Mauern des ehemaligen Kornhauses. Über die hölzernen Schaukästen, die an die Schreibpulte der mittelalterlichen Mönche erinnern, beugen sich die Besucher. Aufgeklappt und auf feinem Tuch gebettet liegen darin zahlreiche in Leder gebundene Bücher. Ein besonderer Schatz der nach Umbauten 2018 wiedereröffneten Humanistenbibliothek im elsässischen Sélestat (Schlettstadt) ist die Wittenberger Ausgabe von Martin Luthers Abhandlung „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ von 1520. In dem gedruckten Brief an Papst Leo X. legt der Reformator seinen neuen Glauben dar.
Mit roter Tinte hat Luther selbst handschriftliche Anmerkungen zu seinem in Latein verfassten Text an den Spaltenrand gesetzt. Daneben finden sich weitere Vermerke in Schwarz. Sie stammen von dem Philologen, Autor, Übersetzer und Herausgeber Beatus Rhenanus (1485-1547), der grammatische Fehler für eine 1521 in Basel geplante Neuausgabe korrigierte. Der gebürtige Schlettstadter Metzgersohn schenkte seiner Heimatstadt kurz von seinem Tod seine private Sammlung von Schriften und Büchern. Die wertvollen 670 Bände und seine Korrespondenz mit Gelehrten seiner Zeit in Europa bilden den Grundstock für die einzige größere Humanistenbibliothek, die vollständig erhalten ist. […]
via https://www.univie.ac.at/voeb/blog/?p=49992
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