Augmented und Virtual Reality haben längst in Museen Einzug gehalten
– begleitet von einer Diskussion, ob man sich den physischen Besuch in
Ausstellungen künftig vielleicht ganz sparen kann, weil die gleichen
Erfahrungen auch in der virtuellen Realität gemacht werden können. In
seiner Doktorarbeit am Institut für Medienwissenschaft der
Ruhr-Universität Bochum beschäftigte sich Dr. Dennis Niewerth mit der
Frage, was echt und authentisch ist und inwieweit sich die Aura eines
Originals in digitale Welten übertragen lässt. Das Bochumer
Wissenschaftsmagazin Rubin berichtet über seine Arbeit.
Dennis Niewerth kommt in seiner Arbeit zu der Schlussfolgerung, dass
Museen eigentlich schon immer virtuell waren, wenn man den Begriff
„virtuell“ nicht synonym zu „digital“ gebraucht, wie es heute oft der
Fall ist. Nach einer Definition von Stefan Münker und Gilles Deleuze
wird die Virtualität nicht als Gegensatz zur Realität aufgefasst,
sondern als Gegensatz zur Aktualität. Museen erzählen ihren Besucherinnen und Besuchern Geschichten, die aber
nicht wirklich den einzelnen Objekten innewohnen, sondern erst durch den
Kontext der Ausstellung entstehen. „In einer griechischen Vase zum
Beispiel ist nicht nur eine einzelne Erzählung angelegt, sondern viele
verschiedene“, erklärt Dennis Niewerth. Sie kann eine Quelle der
Technik-, Kunst- oder Handelsgeschichte sein, unabhängig davon, was
tatsächlich mit dem Objekt passiert ist – es handelt sich nur um heutige
Interpretationen. Die Geschichten, die das Objekt erzählt, sind
virtuell.
Dennis Niewerth beschäftigt sich auch mit der Frage, wie sich die
Anmutung von Kulturgütern durch ihre Reproduzierbarkeit verändert, also
ob es beispielsweise das Gleiche ist, ein Foto der berühmten Mona Lisa
zu betrachten, wie das Original auf sich wirken zu lassen. Unbestritten ist für ihn, dass Kunstwerke die Betrachterinnen und
Betrachter in gewisse Gefühlszustände versetzen können. Aber diese
werden nicht allein von dem Original bestimmt, sondern auch von all den
Vorerfahrungen, die man mit dem Objekt schon gemacht hat.
Dabei spielen auch mediale Erfahrungen eine Rolle, etwa wenn man ein
Kunstwerk auf dem Handy betrachtet – und nicht zuletzt auch, welches
Gerät dafür genutzt wird, denn auch ein Handy kann eine eigene Aura mit
sich bringen.
Ein ausführlicher Beitrag zu dem Thema findet sich im Wissenschaftsmagazin Rubin: https://news.rub.de/wissenschaft/2019-09-27-medienwissenschaft-virtuelle-museen.
via https://idw-online.de/de/news724345
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