Ein neues Digitalarchiv gewährt Einblick in den DDR-Alltag: 415 Stunden
Material haben die Macher der "Open Memory Box" digitalisiert und online
gestellt. Die auf 8mm gedrehten Schmalfilme stammen von 150 Familien
aus 102 Orten – eine breite Mischung. Die mehr als 2.200 Filmrollen des
Archivs wurden zwischen 1947 und 1990 belichtet. Zu sehen ist der banale
Alltag, der heute eine historische Bedeutung hat. Die Filme zeigen
auch: Die DDR war mehr als nur Mauer, Stacheldraht und Stasi.
Die Schmalfilm-Sammlung soll eine "sehr lebendige Schilderung des
Alltags" bieten, erklärt der Filmemacher und Projekt-Initiator Alberto
Herskovits dem MDR.
Ziel sei es auch, westliche Vorurteile abzubauen, Stereotypen
aufzubrechen und die DDR menschlicher darzustellen. Verklären will das
Projekt die SED-Diktatur aber nicht, sondern das DDR-Bild um den Alltag
ergänzen. In den Schmalfilmen sollen sich die Betrachter selbst
wiedererkennen.
Initiiert wurde das Projekt 2013 von Herskovits gemeinsam mit dem
kanadischen Politikwissenschaftler Laurence McFalls. Die "Home Movies"
sollen deutsch-deutsche Erinnerungsdebatten bereichern, hoffen die
Macher. Bis dahin gab es viel zu tun: Mehr als 30 Mitarbeiter kümmerten
sich in Deutschland, Kanada und Schweden um die 2.238 eingereichten
Filmrollen, sichteten, digitalisierten und verschlagworteten sie.
Entstanden ist die wohl größte Digitalsammlung privater DDR-Schmalfilme,
die ab sofort kostenlos zugänglich ist. Unterstützt wurde das Projekt
unter anderen auch vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD)
sowie der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Allein die Zahlen zeigen: Es gibt in der "Open Memory Box"
viel zu entdecken. Auf der Website zu sehen sind vor allem private
Szenen aus dem Alltag, etwa aus der Küche. Brot schneiden, Eier kochen –
und Vati liest Zeitung. Auch Urlaubseindrücke aus dem "sozialistischen
Ausland" sind zu sehen: Szenen am Strand, Familien im Sand. Eine
Freitextsuche hilft beim gezielten Stöbern und fördert etwa
Stadtansichten aus Leipzig zutage. Einige Aufnahmen ohne Ton haben die
Macher zu Kurzfilmen zusammengeschnitten und mit Erinnerungen von Zeitzeugen unterlegt.
(dbe)
via https://heise.de/-4536039
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