Wasser, Schmutz, Insekten und unsachgemäße Reparaturversuche hatten
der wertvollen Koran-Handschrift in der Vergangenheit schwer zugesetzt,
noch ehe sie nach Freiburg kam. Das arabische Papiermanuskript stammt
aus der Westtürkei und wurde dort 1860-61 A.D. von dem Schreiber
Muḥammad al-Edirnewī angefertigt. Um 1960 war der Codex durch eine
Schenkung des Altorientalisten Helmuth Theodor Bossert in den Besitz des
Orientalischen Seminars der Universität Freiburg und schließlich der
Universitätsbibliothek gelangt. Einband und Buchblock waren zu diesem
Zeitpunkt stark verformt, Bindung und Vorsatz desolat und die
Innenseiten der 308 Blätter so stark verklebt, dass die Handschrift für
die Forschung kaum mehr zugänglich war.
2018 bot sich die Gelegenheit, die Handschrift zur genauen
Begutachtung dem Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut des Landesarchivs Baden-Württemberg in Ludwigsburg vorzulegen und dort
anschließend eine aufwändige Restaurierung durchführen zu lassen. Es
gelang, viele zusammenklebende Seiten behutsam voneinander zu trennen,
um so den Inhalt so weit wie möglich wieder zu erschließen. Zahlreiche
Risse und Fehlstellen im Papier wurden geschlossen und ergänzt, Spuren
älterer nicht fachgerechter Reparaturen entfernt. Alle Maßnahmen zielten
auf eine Bestandssicherung und -erhaltung ab und wurden zudem genau
dokumentiert.
Dank dieser zeitintensiven und minutiösen Arbeit im Institut
präsentiert sich der kostbare Codex nun weitestgehend wieder in alter
Pracht. Zu bestaunen sind besonders die strahlenden Goldverzierungen
vieler Seiten – florale Dekorelemente schmücken die Vorsätze, den Kopf
der Suren und viele Blattränder.
Die Handschrift trägt jetzt die Signatur der UB Freiburg Hs. 1532,24
und kann im Sonderlesesaal für die wissenschaftliche Nutzung
bereitgestellt werden. Eine Digitalisierung ist geplant.
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