Immer wieder in der Geschichte haben Demagogen die Macht des Staates
dazu missbraucht, Minderheiten und politische Gegner anzugreifen, was
oft in staatliche Gewalt mündete. Heute sehen wir uns erneut dieser
Bedrohung gegenüber, und zwar in unserem eigenen Land. Der Präsident der
Vereinigten Staaten verwendet den Einfluss unseres höchsten Amtes dazu,
Gemeinschaften in ganz Amerika auf rassistische Weise anzugreifen. In
den letzten Wochen hat er vier neue demokratische Mitglieder des
Repräsentantenhauses beleidigt: Alexandria Ocasio-Cortez aus New York,
Ayanna Pressley aus Massachusetts, Rashida Tlaib aus Michigan, und mich
selbst aus Minnesota.
Vor einigen Tagen sah Präsident Trump auf einer Kundgebung dabei zu,
wie die Menschenmenge „Schick sie nach Hause“ rief. Dies bezog sich auf
mich und meine Familie, und ich fühlte mich an Zeiten erinnert, in denen
solche Panikmache noch üblich war. Außerdem konnte ich nicht anders,
als mich an die Schrecken des Bürgerkriegs in Somalia zu erinnern, dem
meine Familie und ich entflohen sind. Ich dachte auch an das Amerika,
das wir zu finden hofften, und jenes, das wir tatsächlich erfahren
haben.
Der Wahlkampf des Präsidenten wird ein prägender Moment in der
amerikanischen Geschichte sein. Er erinnert uns daran, was bei den
nächsten Präsidentschaftswahlen auf dem Spiel steht: Bei diesem Kampf
geht es nicht nur politische Ideen, sondern um die Seele unserer Nation.
Die zentralen Ideale unserer Staatsgründung – gleicher Schutz unter dem
Gesetz, Pluralismus, religiöse Freiheit – stehen unter Beschuss, und es
obliegt uns allen, sie zu verteidigen.
Als Kind habe ich in meiner Heimat einen Bürgerkrieg überlebt, und
daher halte ich diese Werte in Ehren. In der somalischen Hauptstadt
Mogadischu sah ich, wie Kinder, die so jung waren wie ich, auf der
Straße Gewehre trugen. Ich verbrachte vier Jahre in einem
Flüchtlingslager in Kenia, wo es keine offizielle Schule und noch nicht
einmal fließendes Wasser gab. Aber meine Familie und ich hielten durch.
Was uns dabei geholfen hat, war unsere tiefe gegenseitige Solidarität,
das Mitgefühl anderer Menschen und die Hoffnung auf ein besseres Leben
in den Vereinigten Staaten.
Das Amerika, in dem wir ankamen, unterschied sich aber sehr von dem,
das mein Großvater zu finden hoffte. Das Land der Möglichkeiten, das er
sich vorgestellt hatte, war in Wirklichkeit voller Herausforderungen.
Menschen sahen mich auf eine Weise, die mir fremd war: als Einwanderin,
als Schwarze. Ich sah, dass ich aufgrund dieser Identitäten
stigmatisiert wurde, und da ich deutlich als muslimische Frau erkennbar
war, schlugen mir Vorurteile entgegen.
Aber die Schönheit dieses Landes liegt nicht darin, dass seine
Demokratie perfekt ist. Vielmehr liegt sie darin, dass die Demokratie in
unserer Verfassung verankert ist und durch demokratische Institutionen
weiter verbessert werden kann. Den wirklichen Wert der Demokratie habe
ich in der multikulturellen Gemeinschaft von Minneapolis kennengelernt –
der Gemeinschaft, die mich nach Trumps Angriffen wieder mit offenen
Armen zu Hause empfangen hat. An politischen Vorwahlen nahm ich erstmals
mit meinem Großvater teil, der die Demokratie so liebte, wie es nur
jemand kann, der ihre Abwesenheit kennengelernt hat. Bald erkannte ich,
dass ich sicherstellen wollte, dass jeder in meiner Gemeinschaft eine
Stimme haben kann. Und die einzige Möglichkeit, dies zu erreichen,
bestand darin, am demokratischen Prozess teilzunehmen. ... [mehr] https://www.ipg-journal.de/regionen/nordamerika/artikel/detail/trumps-rassismus-zu-verdammen-reicht-nicht-3636/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen