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Mittwoch, 15. Januar 2020

Baden-Württemberg will Vorbild in der Provenienzforschung werden

In der Diskussion um den Umgang mit Kolonialobjekten will Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle übernehmen und Daten zu Tausenden Werken über eine Online-Sammlung zur Verfügung stellen. Die Datenbank des Linden-Museums in Stuttgart solle für die sogenannte Provenienzforschung online zugänglich sein, nach und nach würden sämtliche Sammlungsgegenstände des Hauses darin eingestellt. Bei der Provenienzforschung versuchen Experten, die Herkunft der Ausstellungsstücke und Archivbestände ihrer Häuser zu klären. Ziel ist, die Kulturgüter, die nach heutigen Wertmaßstäben zu Unrecht erworben wurden, entweder zurückzugeben, aufzukaufen oder gemeinsame Kooperationen zu schließen. Dazu überprüfen die Experten in ihren Häusern vorhandene Informationen wie Eingangsdaten und die Preise, zu denen die Stücke eingekauft wurden. Eine mühsame Detektivarbeit, denn meist sind die Bilder oder Skulpturen durch mehrere Hände gegangen, wurden getauscht oder bei Auktionen verkauft.
Zuletzt hatte vor einem Jahr die Rückgabe einer Peitsche und einer Bibel an Namibia für Aufsehen gesorgt. Die beiden Gegenstände gehörten einst Hendrik Witbooi, der seinerzeit den Aufstand der Nama gegen die deutschen Besatzer anführte. Witbooi wird heute als namibischer Nationalheld verehrt. Beide Objekte waren seit mehr als 100 Jahren im Stuttgarter Linden-Museum aufbewahrt worden. Das Land hatte damit erstmals koloniale Kulturgüter aus Afrika zurückgegeben. Aus der Rückgabe hätten sich weitere Kooperationen ergeben.
Vorbild für eine Datenbank zu Kolonialobjekten könnte die schon bestehende Online-Sammlung Lost Art des Bundes sein, in der Hunderte Gemälde verzeichnet sind, die vom Bund aufbewahrt werden. Unter anderem untersuchen die Kunsthalle Mannheim und das Badische Landesmuseum in Karlsruhe ihre Bestände systematisch nach NS-Raubkunst. Ziel des Projekts ist es, möglichst lückenlos die Besitzerwechsel aller vor 1946 entstandenen Kunstwerke zu klären.
Auch das Württembergische Landesmuseum hat mehrere Fundsachen in die Lost-Art-Datenbank eingestellt, darunter eine Münze, eine Astronomische Turmuhr aus Augsburg und einen Silberbecher der Metzgerzunft zu Esslingen. 

Lost Art-Datenbank des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste

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