In der Gedenkstätte für das NS-Massaker im tschechischen Lidice gibt es
Streit. Nach dem erzwungenen Rücktritt der Direktorin Martina Lehmannova
haben zehn Abteilungsleiter und Kuratoren aus Solidarität gekündigt. In
einem offenen Brief beklagen die Mitarbeiter anhaltenden Druck seitens
des tschechischen Kulturministers und des Bundes der Freiheitskämpfer.
Die Unabhängigkeit wissenschaftlicher Forschung sei in Gefahr, warnten
sie. Lidice war der Ort eines brutalen NS-Massakers im Zweiten
Weltkrieg. Das böhmische Dorf wurde am Morgen des 10. Juni 1942 nach dem
Attentat auf den SS-Führer Heydrich dem Erdboden gleichgemacht. 173
Männer wurden erschossen, die meisten Frauen und Kinder in
Konzentrationslager gebracht. Auslöser der aktuellen Kontroverse war
eine Reportage im tschechischen Fernsehen. Darin berichtet ein
Historiker, dass eine jüdische Frau aus Lidice kurz vor dem Massaker von
ihrer Vermieterin an die Gestapo verraten und später in Auschwitz
ermordet worden sei. Lehmannova hatte sich dafür ausgesprochen, auch an
dieses jüdische Opfer in der Gedenkstätte zu erinnern. Der Vorschlag
stieß auf heftige Gegenwehr.
dpa
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