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Freitag, 1. März 2019

Namibia-Initiative des Landes Baden-Württemberg

Das Land Baden-Württemberg bindet die erste Rückgabe kolonialer Kulturgüter aus einem Museum in Baden-Württemberg an Namibia in eine Gesamtstrategie zum Umgang mit seinem kolonialen Erbe ein. Für seine Namibia-Initiative stellt das Land in einem ersten Schritt 1,25 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Namibia-Initiative umfasst vier Themenbereiche und sechs Projekte, die eng miteinander verknüpft sind: die historische Aufarbeitung und – damit verbunden – die Vermittlung im Schulunterricht, den Umgang mit musealen Sammlungsgegenständen, Kolonialismus in der Literatur sowie zeitgenössische künstlerische Perspektiven auf das koloniale Erbe.
Partner auf baden-württembergischer Seite sind das Linden-Museum, das Landesarchiv Baden-Württemberg, die Universität Tübingen, die Universität Freiburg und deren Arnold Bergstraesser Institut (ABI) sowie die Pädagogische Hochschule Freiburg, das Deutsche Literaturarchiv Marbach und die Akademie Schloss Solitude. Partner auf namibischer Seite sind die Universität von Namibia, das Nationalmuseum, das Nationalarchiv, die wissenschaftliche Gesellschaft, die Museums Association of Namibia, Heritage Watch sowie Vertreterinnen und Vertreter der Herkunftsgesellschaften Nama und Herero.
Thematisch geht es auch um Fragen wie die gemeinsame Erschließung, Aufarbeitung und Zugänglichmachung von Sammlungen und Archiven, historischen Fotos und Dokumenten sowie deren digitale Präsentation. 

In der Kooperation des Linden-Museums mit der Universität Tübingen, dem namibischen Nationalmuseum, der Universität von Namibia, der Museum Association of Namibia sowie Vertretern der Herkunftsgesellschaften Nama und Herero sollen neue Formen der Präsentation der gemeinsamen Geschichte entwickelt werden. Ziel ist, einen langfristigen Dialog zu etablieren und dabei Wissen, Erfahrungen und Interpretationen auszutauschen. Im Mittelpunkt des Projektes stehen die Sammlungen, historische Fotos und Dokumente, die aus der Region der ehemaligen deutschen Kolonie „Deutsch-Südwestafrika“ bzw. dem heutigen Staat Namibia stammen. Seit 2016 werden die Bestände aus Namibia von Provenienzforschern untersucht, seit Dezember 2018 mit einer Stelle, die vom Land und dem Museum für die Dauer von zwei Jahren finanziert wird. Die Bestände aus Namibia sollen nun im Rahmen der Namibia-Initiative digital erfasst und damit zugänglich gemacht werden.
Ziel des Projektes bzw. der Partnerschaft von Landesarchiv Baden-Württemberg und namibischem Nationalarchiv ist es, den internationalen Know-how-Transfer zu fördern, die historischen Quellen des Nationalarchivs dauerhaft zu sichern und den Zugang zu ihnen zu verbessern. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen für die historische Aufarbeitung (nicht nur) der Kolonialzeit in Namibia. Das Landesarchiv Baden-Württemberg gehört in vielen archivfachlichen Bereichen zu den Vorreitern in der deutschen Archivlandschaft, insbesondere in der Langzeitarchivierung digitaler Dokumente und der Online-Präsentation. Das Landesarchiv berät das Nationalarchiv beim Ausbau der technischen Infrastruktur. Es wird ein Austausch- und Schulungsprogramm für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des namibischen Nationalarchivs im Landesarchiv und im Bundesarchiv geben – ein ausdrücklicher Wunsch von namibischer Seite. Es geht dabei um Archivmanagement, Bestandserhaltung, Restaurierung und Digitalisierung, Online-Präsentation von Zugangsdaten und Dokumenten sowie Ausstellungstechnik. Damit werden die Grundlagen gelegt für die weitere gemeinsame wissenschaftliche Arbeit.
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach erforscht zusammen mit der Universität von Namibia die Rolle der deutschen Kolonialliteratur. Das gemeinsam geplante Projekt zielt auf eine öffentliche, forschungsgestützte und dialogische Aufarbeitung der Geschichte deutscher Namibia-Projektionen und Afrika-Phantasmen von der Zeit des Kaiserreichs (ca. 1880-1918) bis in die Gegenwart. Wichtige Etappen werden eine Ausstellung sein, in der das Thema gemeinsam öffentlich präsentiert und diskutiert wird, eine wissenschaftliche Tagung und eine Autorentagung, begleitend sind Veranstaltungen in Baden-Württemberg und in Namibia geplant.
Das ethnologische Institut an der Universität Freiburg plant gemeinsam mit dem soziologischen Institut an der Universität von Namibia einen Austausch zwischen Studierenden über koloniale und postkoloniale Wissenschaft. Dies ist ein Baustein der Afrika-Aktivitäten der Universität, die aktuell ein neues Zentrum für Afrika-Studien aufbaut. Mit ihrem Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) und dem Arnold-Bergstraesser-Institut für kulturwissenschaftliche Forschung (ABI) hat die Universität bereits den Zuschlag für das „Merian International Centre for Advanced Studies in Africa“ bekommen und ist damit ein wichtiger Knotenpunkt der Afrikaforschung in Deutschland.

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