Ob Homer oder Shakespeare, ob Thomas Pynchon oder Elena Ferrante: Auch 50
Jahre nach Roland Barthes' Ausspruch vom "Tod des Autors" ist das
Leserinteresse an der Identität von Schriftstellern kaum erlahmt.
Im Gegenteil: Nach wie vor wird gefragt und
geforscht, was das eigentlich für ein Mensch sei, der da schreibt, wie
er wohl aussehen mag, was er getrieben und wie viel aus seinen Büchern
er selbst erlebt hat. Heutzutage erfüllt der Schriftsteller oft den
Wunsch seiner Leserschaft nach Nahbarkeit und präsentiert sich als
Celebrity, händeschüttelnd auf Lesungen, Autogrammstunden
und Buchmessen. Eine gänzlich andere Auffassung hatte einer der geheimnisvollsten, eigenwilligsten Autoren des 20.
Jahrhunderts: "Die Biografie eines schöpferischen Menschen ist ganz und
gar unwichtig. Wenn der Mensch in seinen Werken nicht zu erkennen ist,
dann ist entweder der Mensch nichts wert oder seine Werke sind nichts
wert." So rigoros formulierte es der Autor B. Traven Mitte der
Zwanzigerjahre in einem Aufsatz.
Kurz zuvor war "Die Baumwollpflücker", eine Geschichte über den Alltag eines ausgebeuteten Tagelöhners, als Fortsetzungsroman in der SPD-Zeitung Vorwärts
erschienen. Sie etablierte Stil und Thematik von Travens Romanen, die
sich in ihrer knappen Strenge und den manchmal anarchistischen, doch
immer sozialkritischen Tendenzen von den spannungsvollen
Fantasieabenteuern eines Karl May unterschieden. ... [mehr] https://www.sueddeutsche.de/kultur/dem-geheimnis-auf-der-spur-der-phantom-autor-1.3231705
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