In den Jahren 1910 und 1911
machte in Wien ein Sexualmord Furore. Der aus Oberfranken stammende
Zimmermann Christian Voigt (geboren 1878) hatte in der Nacht vom 13. auf
den 14. August 1910 eine angeblich aufdringliche
Gelegenheitsprostituierte erstochen und förmlich zerfleischt. In einer
Art Blutrausch hatte der Täter dem Körper der Frau Dutzende von
Messerstichen versetzt, die Brüste liessen sich fast abheben, ein tiefer
Schnitt führte vom Bauch zwischen den Beinen hindurch bis in die
Nierengegend.
Die
Wiener Zeitungen troffen sozusagen von Blut, keines der Blätter liess
sich den sensationellen Fall entgehen. Im Lauf der Untersuchungen
stellte sich heraus, dass Voigt schon lange zuvor in Deutschland
gemordet und deswegen mehrere Jahre in der Irrenanstalt Bayreuth
verbracht hatte. Allerdings hatte er sich dort so gut geführt und sich
so geschickt gegen seine Entmündigung verteidigt, dass man ihn 1909 als
geheilt entliess.
Als
Arbeiter bei der Donauregulierung war Voigt zunächst unauffällig, hatte
eine anscheinend normale Liebesbeziehung zu einer Wiener Köchin, aber
in diesem herkulischen Männerkörper schlummerte ein Vulkan, der
jederzeit ausbrechen konnte. So in jener verhängnisvollen Augustnacht
1910. ... [mehr] https://www.nzz.ch/feuilleton/robert-musil-und-der-frauenmoerder-in-mann-ohne-eigenschaften-ld.1483798
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