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Donnerstag, 20. Juni 2019

Bloggen als strategische Form der Wissenschaftskommunikation

Im Herbst 2018 führte die Redaktion des Blogportals de.hypotheses eine Online-Umfrage durch, die den Fragen nachging, aus welchen Gründen Geisteswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler bloggen, wann ein Blog oder Blogbeitrag aus ihrer Sicht erfolgreich ist, wie sie Beiträge und Publikationsablauf formal und redaktionell gestalten und wie sich Blogs in den wissenschaftlichen Diskussions‐ und Informationsraum einfügen. An der Umfrage beteiligten sich insgesamt 204 Bloggende. Die Ergebnisse der Umfrage liegen nun vor. 

Wissenschaftsbloggen umfasst demnach vielfältige Praktiken unterschiedlicher Ausprägung. Als Trend lässt sich ein professioneller und strategisch bewusster Einsatz von Blogs ausmachen, die auch bei technisch wenig affinen Forschenden ihren Platz als zusätzliches Kommunikationsmittel gefunden haben.
Geisteswissenschaftliches Bloggen ist eine Angelegenheit des Mittelbaus, wobei die Genderverteilung auf der Plattform fast ausgeglichen ist. Die Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler überlegen sich in der großen Mehrheit sehr genau, was sie bloggen und verfolgen mit ihren Blogs eine präzise Strategie. Bei knapp der Hälfte der Bloggenden gibt es eine redaktionelle Kontrolle oder sie bitten Kolleginnen und Kollegen um Korrekturen vor der Veröffentlichung. Kommunikation ist das oberste Ziel der hier befragten Forschenden, die überwiegend ein akademisches Publikum anvisieren.
Jeweils rund die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass Bloggen dabei hilft, ein Thema zu besetzen, Gedanken zu ordnen und auszuprobieren sowie die eigene Forschungstätigkeit zu dokumentieren. „Schreiben üben“ spielt als Ziel eine eher untergeordnete Rolle, ist aber genau wie „Steigerung der Reputation“ ein greifbarer Nebeneffekt des Bloggens. Die Blogs werden nicht als „Tagebücher“ geführt, gebloggt wird zumeist weniger als einmal im Monat.
Die Blogosphäre ist kein abgetrennter Online‐Kosmos. Vielmehr sind Blogs Teil eines gesamt‐wissenschaftlichen Informationsraums, in dem sich analoge und digitale Kommunikation überlagern: Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden auf ihre Blogbeiträge mündlich angesprochen, sie erfahren von anderen Blogs in Vorträgen und in E-Mails, und ihre Blogbeiträge werden in gedruckten Publikationen genauso zitiert wie in Online‐Veröffentlichungen. Dagegen gibt es nur sehr wenige Kommentare und 89 % der Bloggenden kommentieren selten oder sogar nie.
Weitere Informationen
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich auf dem Redaktionsblog von de.hypotheses (https://redaktionsblog.hypotheses.org/4246). Die vollständige Auswertung und Interpretation der Antworten der Bloggenden von de.hypotheses findet sich im dort verlinkten Datenreport. Umfrage und Auswertung wurden unter der Leitung von Dr. Mareike König (Deutsches Historisches Institut Paris) durchgeführt.


via https://idw-online.de/de/news717555

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