Im Herbst 2018 führte die Redaktion des Blogportals de.hypotheses
eine Online-Umfrage durch, die den Fragen nachging, aus welchen Gründen
Geisteswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler bloggen, wann ein Blog oder Blogbeitrag aus ihrer Sicht
erfolgreich ist, wie sie Beiträge und Publikationsablauf formal und
redaktionell gestalten und wie sich Blogs in den wissenschaftlichen
Diskussions‐ und Informationsraum einfügen. An der Umfrage beteiligten
sich insgesamt 204 Bloggende. Die Ergebnisse der Umfrage liegen nun vor.
Wissenschaftsbloggen umfasst demnach vielfältige Praktiken
unterschiedlicher Ausprägung. Als Trend lässt sich ein professioneller
und strategisch bewusster Einsatz von Blogs ausmachen, die auch bei
technisch wenig affinen Forschenden ihren Platz als zusätzliches
Kommunikationsmittel gefunden haben.
Geisteswissenschaftliches Bloggen ist eine Angelegenheit des Mittelbaus,
wobei die Genderverteilung auf der Plattform fast ausgeglichen ist. Die
Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler überlegen sich in der
großen Mehrheit sehr genau, was sie bloggen und verfolgen mit ihren
Blogs eine präzise Strategie. Bei knapp der Hälfte der Bloggenden gibt
es eine redaktionelle Kontrolle oder sie bitten Kolleginnen und Kollegen
um Korrekturen vor der Veröffentlichung. Kommunikation ist das oberste
Ziel der hier befragten Forschenden, die überwiegend ein akademisches
Publikum anvisieren.
Jeweils rund die Hälfte der Befragten ist überzeugt, dass Bloggen dabei
hilft, ein Thema zu besetzen, Gedanken zu ordnen und auszuprobieren
sowie die eigene Forschungstätigkeit zu dokumentieren. „Schreiben üben“
spielt als Ziel eine eher untergeordnete Rolle, ist aber genau wie
„Steigerung der Reputation“ ein greifbarer Nebeneffekt des Bloggens. Die
Blogs werden nicht als „Tagebücher“ geführt, gebloggt wird zumeist
weniger als einmal im Monat.
Die Blogosphäre ist kein abgetrennter Online‐Kosmos. Vielmehr sind Blogs
Teil eines gesamt‐wissenschaftlichen Informationsraums, in dem sich
analoge und digitale Kommunikation überlagern:
Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler werden auf ihre
Blogbeiträge mündlich angesprochen, sie erfahren von anderen Blogs in
Vorträgen und in E-Mails, und ihre Blogbeiträge werden in gedruckten
Publikationen genauso zitiert wie in Online‐Veröffentlichungen. Dagegen
gibt es nur sehr wenige Kommentare und 89 % der Bloggenden kommentieren
selten oder sogar nie.
Weitere Informationen
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich auf dem Redaktionsblog von de.hypotheses (https://redaktionsblog.hypotheses.org/4246).
Die vollständige Auswertung und Interpretation der Antworten der
Bloggenden von de.hypotheses findet sich im dort verlinkten Datenreport.
Umfrage und Auswertung wurden unter der Leitung von Dr. Mareike König
(Deutsches Historisches Institut Paris) durchgeführt.
via https://idw-online.de/de/news717555
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