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Freitag, 17. Mai 2019

Zum Tod von Wiglaf Droste / ZEIT online 16.05.2019

Der Titel seines ersten Buches blieb zeitlebens Wiglaf Drostes ästhetisches Programm: Kommunikaze hieß der 1989 veröffentlichte und immer wieder nachgedruckte Band, der Glossen, Rezensionen, allerlei Beleidungsarien und Gedichte enthielt und tatsächlich eine Mischung aus poetischer Kommunikation und journalistischer Kamikaze war. Rainald Goetz nannte er darin einen "wohlfeilen Darsteller der Kompostmoderne", Droste verulkte Herbert Grönemeyer und setzte neue Maßstäbe im komischen Kurzgedicht. Werkkreis Literatur der Arbeitsweil hieß beispielsweise eines mit nur zwei Zeilen: "Ich stand / Am Band."
Geboren am 27. Juni 1961 in Herford, aufgewachsen und zur Schule gegangen in Westfalen, zog Wiglaf Droste 1983 nach Berlin, um dort zunächst Publizistik und Kommunikationswissenschaften zu studieren. Aber er merkte schnell, dass er für seine radikale Form des Schreibens und Vortragens die Wissenschaft nicht brauchte, dass akademische Gepflogenheiten diametral seinem Stil und Tonfall entgegenstanden. Nach einigen Aushilfsjobs fand er dann in der taz und im Berliner Stadtmagazin tip auch ohne Studium eine publizistische Heimat, wobei er das selbst nie so formuliert hätte. "Heimat ist etwas für Doofe", pflegte er zu sagen, um dann breit zu grinsen. Oder einen eigenen Vierzeiler hinterherzuschieben: "Schön ist die Heimat / So man sie hat / Schön auch der Hering / Besonders der Brat-"... [mehr] https://www.zeit.de/kultur/literatur/2019-05/wiglaf-droste-schriftsteller-nachruf

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