Amazon steht sinnbildlich für die vier Plattformgiganten, die auch
unter der Formel GAFA bekannt sind: Google, Apple, Facebook und Amazon.
Das Unternehmen ist der größte Plattformhändler Europas, sein Umsatz ist
doppelt so hoch wie der seiner 20 größten Konkurrenten. Während der
Vorstandsvorsitzende 2017 2,16 Millionen US-Dollar pro Stunde verdiente,
müssen die Beschäftigten dankbar sein, wenn sie den gesetzlichen
Mindestlohn bekommen, das sind in der EU zwischen 1,42 Euro und 11,27
Euro pro Stunde.
Amazon erwirtschaftete 2018 einen weltweiten Umsatz in Höhe von rund
210 Milliarden Euro, eine Steigerung um rund 31 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr. Das Unternehmen beschäftigt weltweit über 600 000
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Mit einer Marktkapitalisierung von
mehr als 730 Milliarden Euro ist es eines der weltweit wertvollsten
börsennotierten Unternehmen. Der Betriebsgewinn belief sich auf rund 11
Milliarden Euro, dennoch zahlte Amazon zwischen 2003 und 2014 für 75 Prozent seiner EU-Umsätze durch einen mit den Luxemburger Finanzbehörden vereinbarten Steuervorbescheid keine Steuern.
Auf die Dauer gefährdet die Plattformökonomie die Stabilität und
Haushalte der Länder, in denen die Konzerne ihr Geld tatsächlich
verdienen, aber keine Steuern zahlen. Sie gefährdet aber auch den
gesellschaftlichen Zusammenhalt. Denn wenn die Europäische Union das
Vertrauen ihrer Bürgerinnen und Bürger zurückgewinnen will, dann muss
sie die Lasten wieder gerecht verteilen.
Das EU-Wettbewerbsrecht bietet einen Ansatz, die Plattformgiganten zu
zähmen: Amazon wurde von der EU-Kommission zu einer Steuerrückzahlung
von 250 Millionen Euro, Google zu einer Rückzahlung von 13 Milliarden
Euro verpflichtet. Die volkswirtschaftlichen Schäden sind aber nur eine
Seite der Medaille. Auf der anderen Seite stehen die Ausbeutung der
Beschäftigten und die Beseitigung von Marktkonkurrenten durch unfaire
Geschäftspraktiken. Schließlich sind auch die Auswirkungen auf die
Umwelt relevant: vom übermäßigen Verpackungsverbrauch zur Zerstörung
zurückgesendeter neuwertiger Waren.
Amazon erwirtschaftet den Umsatz im Wesentlichen über vier Wege: als
einer der größten Online-Händler, als Betreiber des mit Abstand größten
Online-Marktplatzes für Drittanbieter, als einer der größten Anbieter
von Webservices und als Lieferant der bestellten Ware. Der Konzern ist
bei einzelnen Handelssortimenten so stark, dass unabhängige Händler auf
den Amazon-Marktplatz angewiesen sind, um ihre Kunden zu erreichen. Es
gibt Hinweise darauf, dass Amazon diverse Strategien bemüht, um durch
seine schiere Marktmacht Händler aus dem Markt zu drängen, wie die
Verdrängung vom Markt durch Produktkopien und Preisunterbietung. ... [mehr] https://www.ipg-journal.de/rubriken/soziale-demokratie/artikel/schrumpft-die-riesen-3472/
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