Durch den digitalen Wandel entstehen völlig neue Lernwege. Das
derzeit vorherrschende Modell eines drei- bis fünfjährigen Studienblocks
bei nachfolgender lebenslanger Arbeitstätigkeit verliert an Relevanz.
An seine Stelle treten flexiblere, oft lebenslange Studienmodelle.
Hochschulen und Politik müssen hierfür die Voraussetzungen schaffen.
Dies zeigt die vorgelegte Studie des FiBS (FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie) zusammen mit HIS-HE (HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V.) und
weiteren Fachleuten, die die Einschätzungen von über 100 internationalen
Experten zusammenfasst.
Die Studie legt nahe, dass neue Studienmodelle deutlich an Bedeutung
gewinnen werden, ohne das bisherige Konzept jedoch vollständig
abzulösen. Dieses veränderte Lernverhalten hat erhebliche Konsequenzen
für die zukünftige Steuerung und Finanzierung der Hochschulen, aber auch
für die Anerkennung und Überführung von Kompetenzen und Lernmodulen in
Hochschulabschlüsse.
Die Digitalisierung verändert nicht nur die Anforderungen an die
Qualifikationen und Kompetenzen von Hochschulabsolventen, sondern hat
voraussichtlich auch Auswirkungen auf das Lern- und Studierverhalten von
Studierendengruppen. Zukünftig könnte es vier unterschiedliche
Lernmodelle in der Hochschullandschaft geben:
• „Tamagotchi“ – das „klassische“ Modell des unmittelbaren Übergangs von der Schule an die Hochschulen,
• „Jenga“ – ein verkürztes Erststudium, das im weiteren Lebensverlauf durch neue Lernblöcke erweitert wird,
• „Transformer“ – das Konzept des späteren Übergangs an die Hochschule,
beispielsweise nach einem Ausbildungsabschluss und Erwerbstätigkeit,
sowie
• „Lego“ – individuell kombinierbare Bildungsbausteine. Hierbei wird
davon ausgegangen, dass die Lernenden unterschiedliche Module und
Lerneinheiten bei unterschiedlichen Bildungsanbietern nachfragen und
diese individuell zu einem Studienabschluss kombiniert und
zusammengesetzt werden.
In den Modellen Jenga und Lego hätten die Hochschulen die Aufgabe, die
bei anderen Anbietern in vorhergehenden Lerneinheiten erworbenen
Kompetenzen zu zertifizieren und in einen regulären und vollwertigen
Abschluss zu überführen.
Dieses veränderte Studienverhalten hat zum einen Auswirkungen auf die
Hochschulen und deren Angebote.
Zum anderen ergeben sich erhebliche Auswirkungen auf die Steuerung und
Finanzierung der Hochschulen, da das Studienverhalten und damit die
Inanspruchnahme konkreter Hochschulleistungen, wie von Lehr- und
Studienangeboten, variabler wird. Wenn daher die Hochschulen wie bisher
fast ausschließlich pauschal finanziert werden, bildet das die
tatsächliche Auslastung nicht ab und es kommt zu Unter- oder
Überfinanzierung. Ein Ansatz, der in diese Richtung geht, ist das vom
FiBS entwickelte Studienkontenmodell, durch das die Hochschulen auf
Basis der jeweiligen ECTS-Punkte finanziert werden.
Während es eine Reihe von Studien gibt, die sich mit den Auswirkungen
der Digitalisierung auf die wirtschaftliche Entwicklung und die am
Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifikationen sowie aus der
Binnenperspektive mit den Auswirkungen auf die Hochschulen befassen,
verfolgt die heute vorgelegte Studie einen anderen Ansatz: Sie geht vom
individuellen Lern- und Studierverhalten aus und leitet die sich daraus
ergebenden Anforderungen auf die Hochschulen ab.
Ergänzend zum Hauptbericht der AHEAD-Studie legen FiBS, HIS-HE und die
weiteren Experten vier Vertiefungsberichte unter anderem zu den Themen
Wissens- und Kompetenzanforderungen einer digitalen Gesellschaft,
hochschuldidaktische Herausforderungen und technologische
Voraussetzungen der Hochschulbildung vor.
Die Studie „Horizon Scanning: Trendanalyse zu einer Hochschullandschaft
2030“ wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
erstellt. Der Abschlussbericht ist auf der Homepage des Hochschulforums
Digitalisierung http://www.hochschulforumdigitalisierung.de sowie von FiBS http://www.fibs.eu und HIS-HE http://www.his-he.de zu finden.
via https://idw-online.de/de/news716255
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