Follower

Mittwoch, 29. Mai 2019

Hochschullandschaft 2030: Abschied vom klassischen Studium

Durch den digitalen Wandel entstehen völlig neue Lernwege. Das derzeit vorherrschende Modell eines drei- bis fünfjährigen Studienblocks bei nachfolgender lebenslanger Arbeitstätigkeit verliert an Relevanz. An seine Stelle treten flexiblere, oft lebenslange Studienmodelle. Hochschulen und Politik müssen hierfür die Voraussetzungen schaffen. Dies zeigt die vorgelegte Studie des FiBS (FiBS Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie) zusammen mit HIS-HE (HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V.) und weiteren Fachleuten, die die Einschätzungen von über 100 internationalen Experten zusammenfasst.
Die Studie legt nahe, dass neue Studienmodelle deutlich an Bedeutung gewinnen werden, ohne das bisherige Konzept jedoch vollständig abzulösen. Dieses veränderte Lernverhalten hat erhebliche Konsequenzen für die zukünftige Steuerung und Finanzierung der Hochschulen, aber auch für die Anerkennung und Überführung von Kompetenzen und Lernmodulen in Hochschulabschlüsse.
Die Digitalisierung verändert nicht nur die Anforderungen an die Qualifikationen und Kompetenzen von Hochschulabsolventen, sondern hat voraussichtlich auch Auswirkungen auf das Lern- und Studierverhalten von Studierendengruppen. Zukünftig könnte es vier unterschiedliche Lernmodelle in der Hochschullandschaft geben:
• „Tamagotchi“ – das „klassische“ Modell des unmittelbaren Übergangs von der Schule an die Hochschulen,
• „Jenga“ – ein verkürztes Erststudium, das im weiteren Lebensverlauf durch neue Lernblöcke erweitert wird,
• „Transformer“ – das Konzept des späteren Übergangs an die Hochschule, beispielsweise nach einem Ausbildungsabschluss und Erwerbstätigkeit, sowie
• „Lego“ – individuell kombinierbare Bildungsbausteine. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Lernenden unterschiedliche Module und Lerneinheiten bei unterschiedlichen Bildungsanbietern nachfragen und diese individuell zu einem Studienabschluss kombiniert und zusammengesetzt werden.
In den Modellen Jenga und Lego hätten die Hochschulen die Aufgabe, die bei anderen Anbietern in vorhergehenden Lerneinheiten erworbenen Kompetenzen zu zertifizieren und in einen regulären und vollwertigen Abschluss zu überführen. Dieses veränderte Studienverhalten hat zum einen Auswirkungen auf die Hochschulen und deren Angebote. Zum anderen ergeben sich erhebliche Auswirkungen auf die Steuerung und Finanzierung der Hochschulen, da das Studienverhalten und damit die Inanspruchnahme konkreter Hochschulleistungen, wie von Lehr- und Studienangeboten, variabler wird. Wenn daher die Hochschulen wie bisher fast ausschließlich pauschal finanziert werden, bildet das die tatsächliche Auslastung nicht ab und es kommt zu Unter- oder Überfinanzierung. Ein Ansatz, der in diese Richtung geht, ist das vom FiBS entwickelte Studienkontenmodell, durch das die Hochschulen auf Basis der jeweiligen ECTS-Punkte finanziert werden.
Während es eine Reihe von Studien gibt, die sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die wirtschaftliche Entwicklung und die am Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifikationen sowie aus der Binnenperspektive mit den Auswirkungen auf die Hochschulen befassen, verfolgt die heute vorgelegte Studie einen anderen Ansatz: Sie geht vom individuellen Lern- und Studierverhalten aus und leitet die sich daraus ergebenden Anforderungen auf die Hochschulen ab. Ergänzend zum Hauptbericht der AHEAD-Studie legen FiBS, HIS-HE und die weiteren Experten vier Vertiefungsberichte unter anderem zu den Themen Wissens- und Kompetenzanforderungen einer digitalen Gesellschaft, hochschuldidaktische Herausforderungen und technologische Voraussetzungen der Hochschulbildung vor. Die Studie „Horizon Scanning: Trendanalyse zu einer Hochschullandschaft 2030“ wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erstellt. Der Abschlussbericht ist auf der Homepage des Hochschulforums Digitalisierung http://www.hochschulforumdigitalisierung.de sowie von FiBS http://www.fibs.eu und HIS-HE http://www.his-he.de zu finden.

via https://idw-online.de/de/news716255

Keine Kommentare: