Der Projektname formuliert den Anspruch. Einen DEAL wollen die
deutschen Wissenschaftsorganisationen mit den großen
Wissenschaftsverlagen aushandeln, Nationallizenzen, die anstelle teurer
Einzelabos treten sollen. Parallel wollen die Hochschulen und
Forschungseinrichtungen auch noch den Umstieg auf Open Access erreichen,
was bedeutet, dass künftig nicht mehr die Leser einer
wissenschaftlichen Publikation zahlen sollen, sondern die Institutionen,
die hinter den Autoren stehen.
Je
länger die Verhandlungen dauern, und sie dauern schon seit Jahren,
desto mehr wird der Projektname aber auch zu einer Mahnung: Jetzt macht
ihn endlich mal, euren DEAL. Doch ausgerechnet mit dem weltweit
bedeutendsten Wissenschaftsverlag Elsevier stocken die Gespräche nicht
nur, sie sind seit Juli 2018 komplett ausgesetzt, auf Initiative der
Allianz der Wissenschaftsorganisationen und unter Federführung der
Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Die
HRK wollte mit dem drastischen Schritt den öffentlichen Druck auf
Elsevier erhöhen, was an sich nicht so schwierig sein dürfte.
Normalerweise reicht der Hinweis auf dessen traumhafte Umsatzrendite von
zuletzt 37 Prozent, um klar zu machen, wer hier wen ausnutzt. Doch
allmählich muss auch die Wissenschaft aufpassen, dass sie nicht zu hoch
pokert.
Über 200 Bibliotheken, Hochschulen und
Forschungseinrichtungen befinden sich inzwischen in einem vertragslosen
Zustand mit Elsevier, das heißt: Sie haben, ermutigt von den
DEAL-Verhandlungsführern, ihre Abos gekündigt – um den Verlag weiter
unter Zugzwang zu setzen und weil sie auf eine baldige Einigung setzten.
Lange Zeit ließ Elsevier aus Angst, auch noch die letzten
Sympathiepunkte bei Wissenschaftlern und Studenten zu verlieren, die
Nutzung seiner Zeitschriften an den betroffenen Einrichtungen kostenfrei
weiterlaufen. Bis zum vergangenen Juli: Nachdem die HRK die
Verhandlungen abgebrochen hatte, machte Elsevier den Gratis-Zugang dicht.
Seitdem wächst der Druck auch auf Allianz und HRK. Eine weitere
Nutzung von Elsevier-Publikationen, „dieser für ihre Arbeit
unabdingbaren Ressourcen“ sei für viele Forscher „nur unter großen
Schwierigkeiten möglich“, klagten über 30 Journal-Herausgeber schon im
Oktober einem offenen Brief. Besonders betroffen sei der
wissenschaftliche Nachwuchs, der ohnehin schon unter einem „oft
existentiellen Zeit- und Leistungsdruck“ stehe. Die HRK hingegen spricht
von einer Situation „ohne nennenswerte Probleme“. So oder so muss die
Frage erlaubt sein: Exzellente Forschung und Notbehelfe bei der Nutzung
aktueller Artikel, verlässliche Rahmenbedingungen für die Wissenschaft
und ein Vertragsvakuum beim Journalzugang – wie soll das auf Dauer
zusammengehen?
Derweil spielt Elsevier wenig überzeugend die Rolle
des verschmähten Wohltäters, der ja längst in zentralen Punkten auf die
Forderungen der Wissenschaft eingegangen sei. Was die HRK vehement
bestreitet.
Sicher ist: So geht das nicht weiter. Dieses Gezerre
versteht keiner mehr. Auch der Hinweis der DEAL-Leute, dass es mit den
beiden andere Großverlagen, Springer und Wiley, besser laufe, zieht
immer weniger. Ja, Elsevier muss sich noch stärker bewegen. Aber auch
die Wissenschaftsorganisationen müssen sich eingestehen, dass sie nicht
alle ihre Forderungen erreichen können. Und am allerwenigsten, indem man
sich nicht mal mehr zu Verhandlungen trifft. Der DEAL muss jetzt
kommen.
via https://www.tagesspiegel.de/wissen/wiarda-wills-wissen-unis-und-elsevier-macht-endlich-euren-deal/23856092.html
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