In Ihrem in Kürze erscheinenden Buch
„LikeWar“ beschäftigen Sie sich damit, wie die sozialen Medien zu Waffen
werden, und erörtern, wie das Internet Krieg und Politik verändert.
Können Sie den wichtigsten Trend beschreiben?
Vor etwa 25 Jahren entdeckten Forscher den
sogenannten „Cyberwar“. Computernetzwerke entstanden gerade erst und
gewannen rasch an Bedeutung. Sie wurden zunehmend gehackt – der
Cyberwar. Jetzt wird uns allmählich klar, dass dieser Krieg einen
Zwilling hat. Ich nenne ihn „LikeWar“. Hier sind es die Informationen
und die Menschen in den Netzwerken, die gehackt werden. Mein
Buch beginnt mit einigen frühen Beispielen, zuvor undenkbaren Vorgängen,
die das Ergebnis dieser Veränderung sind: von Donald Trumps erstem
Tweet über einen Hashtag des IS, der bei der Eroberung Mosuls half,
indem er eine Truppenstärke der Terrormiliz suggerierte, die es in der
Realität nicht gab und so Panik bei den Verteidigern auslöste bis hin zu
einem YouTube-Video von Chicagoer Gangstern, das einen Bandenkrieg nach
sich zog. Es scheint, als hätten all‘ diese Beispiele wenig miteinander
zu tun. Aber sie alle veranschaulichen, wie sehr die sozialen Medien
Nachrichten, Politik und Krieg beeinflussen. LikeWar hat alles verändert
– angefangen davon, was man tun muss, um zu „gewinnen“ bis hin zu
unseren Ansichten über die wichtigsten Probleme in der Welt. Und das ist
erst der Anfang. Alles, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, ist
nur ein Vorgeschmack dessen, was noch auf uns zukommen wird.
Sie argumentieren, dass nicht nur das
Internet Kriege verändert habe, sondern Kriege auch das Internet
verändern. Können Sie kurz ausführen, was da passiert?
Das Internet, einst ein lockerer und
luftiger Raum für persönliche Kontakte, hat sich in ein Nervensystem des
modernen Handels verwandelt. Zudem ist es zu einem Schlachtfeld
mutiert, auf dem die Informationen selbst zur Waffe geworden sind. So wesentlich, wie das Internet für die
Wirtschaft und das Sozialleben geworden ist, so unabdingbar ist es jetzt
für das Militär, für demokratische wie autoritäre Regierungen, für
Aktivisten sowie für Spione und Soldaten. Sie alle nutzen es, um Kriege
zu führen und Kampagnen zu fahren, die keine klaren Grenzen haben. Und
bemerkenswerter Weise bedienen sich alle derselben Taktiken: Sie haben
es alle auf uns abgesehen. Mit anderen Worten: Die ranghöchsten
Rekrutierer des IS und Taylor Swift arbeiten auf haargenau die gleiche
Weise und sind auf der Jagd nach genau demselben Publikum! ... [mehr] https://www.ipg-journal.de/interviews/artikel/krieg-der-likes-2962/
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