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Donnerstag, 20. September 2018

Lokal – regional – digital: Historische Zeitungen in NRW

Anlässlich der Freischaltung des nordrhein-westfälischen Zeitungsportals zeit.punktNRW diskutierten Vertreter aus Archiven, Bibliotheken und Wissenschaft aktuelle Dynamiken und zukünftige Potentiale der Digitalisierung historischer Zeitungen.

STEFANIE AVERBECK-LIETZ (Bremen) hob zwei aus wissenschaftlicher Sicht besonders folgenreiche Aspekte digitalisierter Zeitungen bereits in ihrem Grußwort hervor: Digitale Zeitungsportale vereinfachten den Zugang zu Zeitungen als Forschungsquellen und eröffneten gänzlich neue methodische Wege. BEATE MÖLLERS (Düsseldorf) unterstrich in ihrem Grußwort zudem die Relevanz der Zeitungsdigitalisierung für den Erhalt des kulturellen Erbes – zeit.punktNRW bezeichnete sie in diesem Zusammenhang als einen ‚Meilenstein‘.
Nach den Grußworten präsentierten ANDREA AMMENDOLA (Münster), CHRISTINE BARON (Köln) sowie MICHAEL HERKENHOFF (Bonn) das Landesprogramm „Digitalisierung historischer Zeitungen in Nordrhein-Westfalen“ und stellten sowohl Interface als auch Infrastruktur des Zeitungsportals zeit.punktNRW vor. Beate Möllers gab schließlich den Startschuss für das Online-Portal. Orientiert an den Grenzen des heutigen Nordrhein-Westfalen, bietet das Portal derzeit für den Zeitraum 1765–1977 einen kostenfreien digitalen Zugang zur historischen Zeitungslandschaft der Region und öffnet damit ein wichtiges Quellenkorpus für die Geschichtswissenschaft, die historische Presseforschung sowie die interessierte Öffentlichkeit. Erschlossen sind die einzelnen Zeitungen über einen georeferenzierten Einstieg und eine Kalenderfunktion – eine Volltextsuche ermöglicht das Portal (vorerst) leider nicht. Mit Blick auf die Projektorganisation hat zeit.punktNRW eine Vorbildfunktion für die Digitalisierung der in Deutschland insbesondere auf lokaler und regionaler Ebene dichten und reichen Überlieferung historischer Zeitungen: Sozusagen ‚von unten‘ sind möglichst viele kommunale und staatliche Archive und Bibliotheken in den Digitalisierungsprozess einbezogen worden.
Der erste Teil des Vortragsprogramms war grundsätzlichen Herausforderungen, Problemen und Potentialen digitalisierter Zeitungen sowie der Zeitungsdigitalisierung gewidmet. KATHRIN KESSEN (Bonn) stellte das aktuelle DFG-Förderprogramm „Digitalisierung historischer Zeitungen des deutschen Sprachgebiets“ vor, mit dem die Zahl digitalisierter Zeitungen auch in Zukunft kontinuierlich steigen solle. Zentral sei für die DFG bei jedweder Förderung von Zeitungsdigitalisierung insbesondere deren Nutzen für die Forschung. Selbst wenn prinzipiell gelte: „Besser ein Image als nichts!“, habe in der neuen Förderlinie die Bereitstellung metadatenindexierter und volltexterschlossener Zeitungskorpora in entsprechenden Forschungsportalen vordringliche Bedeutung. In diesem Zusammenhang wies sie darauf hin, dass im Rahmen des Programms mehr Projekte zur Standardentwicklung digitaler Zeitungsportale (zum Beispiel zur Entwicklung zentraler Portalinfrastrukturen und Schnittstellen oder von Richtlinien für Metadaten-Schemata und Volltexte) sehr wünschenswert seien und ebenfalls unterstützt würden, etwa in Form der DFG-Rundgespräche.
In ihrem Vortrag „Zwischen den Stühlen“ thematisierte ASTRID BLOME (Dortmund) die Probleme und Potentiale der Zeitungsdigitalisierung aus den Perspektiven des Archiv- und Bibliothekswesens sowie der Wissenschaft und versuchte zwischen den durchaus divergierenden Positionen und Sichtweisen zu vermitteln. Im Zuge dessen formulierte sie fünf Forderungen: (1.) sei trotz Digitalisierung weiterhin eine ‚hybride Überlieferung‘ von Zeitungsbeständen unerlässlich – Original, Mikrofilm und Zeitungsdigitalisat, jedes einzelne Medium erfülle im Sinne der Kulturguterhaltung eine essentielle Funktion. (2.) müssten die Auswahlkriterien für Periodika und die Prozesse hinter der Zeitungsdigitalisierung als Grundlage wissenschaftlicher Quellenkritik transparenter gemacht werden. (3.) solle statt eines digitalen ‚Querschnitts der Überlieferung‘ vielmehr ein repräsentativer ‚Querschnitt der zeitgenössischen Presselandschaft‘ angestrebt werden, der (4.) zukünftig trotz der herkömmlichen föderalen Förder- und Infrastruktur der Zeitungsdigitalisierung zusätzlich in einem nationalen Zeitungsportal zusammenzuführen sei. (5.) schließlich werde mit digitalisierten Zeitungen und Zeitungsportalen der ‚Leser zum User‘. Metadaten und OCR-Volltexte dienten nicht bloß der forschungsökonomischen Optimierung, sondern ermöglichten zugleich neue methodische Optionen und sollten ebenso wie die Zeitungsdigitalisate selbst offen und nutzbar sein. ... [mehr] https://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-7861

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