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Freitag, 29. Dezember 2017

Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) startet ungewöhnliche Spenden-Aktion

Das Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) hat kein Geld für den Ankauf wertvoller Original-Stücke aus dem Nachlass des Dichters Heinrich von Kleist. Um dennoch an eine echte Kleist-Handschrift zu gelangen, hat die Einrichtung eine ungewöhnliche Spendenaktion gestartet. 

Es sind lediglich sieben Zeilen, eng und nur schwer lesbar geschrieben. Die Buchstaben scheinen nach rechts umzufallen. Doch das vergilbte Schriftstück, das mit den Worten "Und nun küsse in meinem Namen" beginnt, ist wertvoll, denn es stammt von dem Dichter Heinrich von Kleist, der 1803 von Leipzig aus an seine Halbschwester Ulrike in Frankfurt (Oder) schrieb. Das Kleist-Museum in seiner Geburtsstadt möchte diese Original-Handschrift gern erwerben. In Ermangelung eines eigenen Aufkaufetats hat es nun die Bevölkerung um Mithilfe gebeten: Bis zum Endes dieses Jahres vermittelt das Museum unter dem Motto "Ein Stück Kleist" Patenschaften für Wörter, Zahlen und Satzzeichen des Briefes. Für 35 bis 150 Euro können Interessierte Pate werden. Sie erhalten ein Faksimile des Briefabschnittes inklusive einer Umschrift, aufbereitet in einem Passepartout.

Die sieben Kleist-Zeilen sind genau genommen nur der Schlussteil eines insgesamt dreiseitigen Briefes. Aus Privatbesitz sind sie kürzlich in ein Wiener Antiquariat gelangt. Wie genau und warum sie letztlich in der österreichischen Hauptstadt landeten, soll Gegenstand eines Forschungsprojektes am Frankfurter Kleist-Museum werden. Die Kulturstiftung des Bundes übernimmt ebenso wie das Brandenburger Kulturministerium jeweils ein Drittel der Ankaufskosten. Das letzte Drittel muss das Museum selbst aufbringen. 

Spätestens Anfang 2018 möchte die Museumsleiterin nach Wien fahren und das wertvolle Schriftstück "nach Hause holen". Ausgestellt werden sollen die sieben Kleist-Zeilen dann von April nächsten Jahres an im Museum. Der Rest des dreiseitigen Briefes an Ulrike von Kleist befindet sich in der Jagiellonska-Bibliothek im polnischen Krakau, so wie die meisten der heute noch erhaltenen 172 Handschriften Kleists. Ursprünglich waren sie im Besitz der Berliner Staatsbibliothek, die ihre Sammlung wertvoller deutscher Original-Schriftstücke während des Zweiten Weltkrieges aus Angst vor Zerstörung nach Breslau ausgelagert hatte. Erst in den 1980er Jahren wurde bekannt, dass die Handschriften und Kompositionen, unter anderem auch von Beethoven und Humboldt, noch existieren und in Krakau lagern. Das Frankfurter Kleist-Museum hat insgesamt acht Original-Handschriften des Dichters in seinem Bestand, manche davon sind Leihgaben.

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