Das Kleist-Museum in Frankfurt (Oder) hat kein Geld
für den Ankauf wertvoller Original-Stücke aus dem Nachlass des Dichters
Heinrich von Kleist. Um dennoch an eine echte Kleist-Handschrift zu
gelangen, hat die Einrichtung eine ungewöhnliche Spendenaktion
gestartet.
Es sind lediglich sieben Zeilen, eng und nur
schwer lesbar geschrieben. Die Buchstaben scheinen nach rechts
umzufallen. Doch das vergilbte Schriftstück, das mit den Worten "Und nun
küsse in meinem Namen" beginnt, ist wertvoll, denn es stammt von dem
Dichter Heinrich von Kleist, der 1803 von Leipzig aus an seine Halbschwester Ulrike in Frankfurt
(Oder) schrieb. Das Kleist-Museum in seiner Geburtsstadt möchte diese
Original-Handschrift gern erwerben. In Ermangelung eines eigenen
Aufkaufetats hat es nun die Bevölkerung um Mithilfe gebeten: Bis zum Endes dieses Jahres vermittelt das Museum unter dem Motto "Ein
Stück Kleist" Patenschaften für Wörter, Zahlen und Satzzeichen des
Briefes. Für 35 bis 150 Euro können Interessierte Pate werden. Sie
erhalten ein Faksimile des Briefabschnittes inklusive einer Umschrift,
aufbereitet in einem Passepartout.
Die sieben Kleist-Zeilen sind genau genommen nur der Schlussteil eines insgesamt dreiseitigen Briefes. Aus Privatbesitz sind sie kürzlich in ein Wiener Antiquariat gelangt. Wie genau und warum sie letztlich in der österreichischen Hauptstadt
landeten, soll Gegenstand eines Forschungsprojektes am Frankfurter
Kleist-Museum werden. Die Kulturstiftung des Bundes übernimmt ebenso wie das Brandenburger Kulturministerium
jeweils ein Drittel der Ankaufskosten. Das letzte Drittel muss das
Museum selbst aufbringen.
Spätestens Anfang 2018 möchte die Museumsleiterin nach Wien fahren
und das wertvolle Schriftstück "nach Hause holen". Ausgestellt werden
sollen die sieben Kleist-Zeilen dann von April nächsten Jahres an im
Museum. Der Rest des dreiseitigen Briefes an Ulrike von Kleist befindet
sich in der Jagiellonska-Bibliothek im polnischen Krakau, so
wie die meisten der heute noch erhaltenen 172 Handschriften Kleists. Ursprünglich waren sie im Besitz der Berliner
Staatsbibliothek, die ihre Sammlung wertvoller deutscher
Original-Schriftstücke während des Zweiten Weltkrieges aus Angst vor
Zerstörung nach Breslau ausgelagert hatte. Erst in den 1980er Jahren
wurde bekannt, dass die Handschriften und Kompositionen, unter anderem
auch von Beethoven und Humboldt, noch existieren und in Krakau lagern. Das Frankfurter Kleist-Museum hat insgesamt acht Original-Handschriften
des Dichters in seinem Bestand, manche davon sind Leihgaben.
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