Die Republik Namibia hatte sich über die deutsche Botschaft in Berlin an das baden-württembergische Wissenschaftsministerium gewandt und um Rückgabe der „Witbooi-Bibel“ und Peitsche gebeten. Zur Vorbereitung der Rückgabe von Bibel und Peitsche hat eine baden-württembergische Delegation unter der Leitung von Staatssekretärin Petra Olschowski im Herbst 2018 Namibia besucht und Gespräche mit offiziellen Regierungsvertretern wie auch mit Angehörigen der Familie Witbooi geführt.
„Unser erster Ansprechpartner ist der Staat. Gleichwohl haben wir uns von Anfang an große Mühe gegeben, auch mit der Familie Witbooi in Kontakt zu treten. Vertreter der Familie haben bei den Gesprächen mit Staatssekretärin Olschowski ausdrücklich erklärt, dass sie angesichts der nationalen Bedeutung Hendrik Witboois mit einer Abgabe der Objekte in staatliche Obhut einverstanden sind. Wir freuen uns über die Einigkeit von Regierung und Familie in dieser Frage. Auch die Briefe Hendrik Witboois werden im Nationalarchiv aufbewahrt. Die Objekte aus dem Linden-Museum sollen nach Auskunft der namibischen Stellen weiterhin öffentlich zugänglich bleiben. Die Übergabe der Objekte wird zudem nicht in der Landeshauptstadt, sondern in Gibeon im Süden Namibias, dem Stammsitz der Witbooi und Siedlungsgebiet vieler Nama-Gruppen, stattfinden“, sagte eine Sprecherin des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums. Für das Ministerium seien derzeit keine verfassungsrechtlichen Gründe erkennbar, die der von der Republik Namibia beantragten Rückgabe entgegenstehen.
Innerhalb der Nama gebe es offenbar unterschiedliche Positionen: „Nama-Verbände wie die NTLA (= Vereinigung
der Nama-Stammesältesten) protestieren gegen die Rückgabe, andere bitten uns darum, unbedingt an den besprochenen Plänen festzuhalten, da viele ältere Angehörige der Witbooi und Nama die Bibel noch sehen möchten“, so die Sprecherin.
Hendrik Witbooi war während der deutschen Kolonialzeit Anführer der Nama-Gruppen. Heute wird er in Namibia jedoch weit darüber hinaus als eine der zentralen Persönlichkeiten der gesamten namibischen Geschichte angesehen und als nationales Symbol im Kampf gegen den Kolonialismus verehrt. „Wir halten die beiden Objekte aus dem Linden-Museum für nationale Kulturgüter, die von hervorgehobener kultureller Bedeutung für den Gesamtstaat sind. Die Frage, wo Bibel und Peitsche verbleiben, muss aber letztlich in Namibia geklärt werden“, sagte die Sprecherin abschließend.
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