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Dienstag, 19. Februar 2019

Nama gegen Rückgabe von Gegenständen aus Kolonialzeit an den Staat Namibia

Die geplante Rückgabe einer in der Kolonialzeit gestohlenen Bibel und Peitsche an Namibia wird zum juristischen Streitfall. Die Vereinigung der Nama-Stammesältesten (NTLA) will die Rückgabe im März 2019 verhindern. Sie hat den Erlass einer einstweiligen Anordnung beim Landesverfassungsgericht in Stuttgart beantragt, wie ein Gerichtssprecher bestätigte.
Es geht um eine Bibel und eine Peitsche des namibischen Nationalhelden Hendrik Witbooi, die im Linden-Museum für Völkerkunde in Stuttgart lagern und am 1. März zurückgebracht werden sollen. Die namibische Regierung will sie entgegennehmen. Witbooi gehörte dem Stamm der Nama an. Deren Führung fühlt sich in den Verhandlungen mit Deutschland nicht ausreichend repräsentiert von der namibischen Regierung, die von Angehörigen des Volkes der Ovambo dominiert ist.


Gilt heute als Nationalheld Namibias: Hendrik Witbooi (1830 bis 1905) (Foto: picture-alliance/akg-images)  
Gilt heute als Nationalheld Namibias: Hendrik Witbooi (1830 bis 1905)

Eine Rückgabe von zur Kolonialzeit gestohlenem Besitz sei nur akzeptabel, wenn auch eine Entschädigung für die verlorenen Jahrzehnte gezahlt werde, erklärte die NTLA Anfang des Monats. Die Vertreterin der Nama in Deutschland, Christine Kramp, forderte nun in Stuttgart, die Gegenstände sollten an Witboois Nachfahren und nicht an den Staat zurückgegeben werden.
Von 1884 bis 1915 hielt das deutsche Kaiserreich weite Gebiete Namibias besetzt. Besonders brutal gingen deutsche Truppen von 1904 bis 1908 gegen einen Aufstand der um ihren Landbesitz fürchtenden Herero und Nama vor. Das Geschehen mit Zehntausenden Toten bezeichnen Wissenschaftler und Politiker inzwischen übereinstimmend als Völkermord. Witbooi war ein legendärer Anführers des Aufstandes.

Die Bibel und die Peitsche sollen nach derzeitiger Planung zunächst vom namibischen Staat verwaltet werden, bis Witboois Nachkommen in seinem Heimatort Gibeon ein Museum dafür errichten können. Beide Gegenstände kamen 1902 als Schenkung in das heute von Stadt und Land getragene Linden-Museum. Sie waren nach letzten Erkenntnissen bereits im Jahr 1893 bei einem Angriff auf Hornkranz, den Hauptsitz Witboois, erbeutet worden. Die Kolonialtruppen im damaligen Deutsch-Südwestafrika sollen auch dabei mit größter Brutalität vorgegangen sein. 
Heute erinnern in Namibia Denkmäler an Witbooi. Zudem ist sein Porträt auf mehreren Geldscheinen zu sehen.

dpa, epd, kna

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