Lieber Herr Delin,
Sie beklagen in Ihrer heutigen E-Mail zurecht das Outsourcing der
Medienauswahl an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin(ZLB) an den
Buchhandelskonzern Hugendubel in München. Ein Irrweg! In diesem
Zusammenhang möchte ich über einen Antrag der Arbeitsgemeinschaft für
Arbeitnehmerfragen (AfA) berichten, der auf dem letzten Landesparteitag
der SPD in Berlin am 16./17. November 2018 von den Delegierten
beschlossen wurde. (siehe nachfolgend den beschlossenen Antrag). Daran
wird deutlich, dass das neoliberale Outsourcing von Kernaufgaben der
Bibliotheksarbeit an die Privatwirtschaft auf Ablehnung stößt und
rückgängig gemacht werden muss.
Mit freundlichen Grüßen
Lena Sölden
„SPD BERLIN LANDESPARTEITAG 16./17. NOVEMBER 2018 Antragsbuch komplett S. 460
Antrag 179/II/2018 Annahme (K)
AfA Landesvorstand
Der Landesparteitag möge beschließen:
Kein Outsourcing / keine Privatisierung von Tätigkeiten in der ZLB vornehmen
Der Senat und das Abgeordnetenhaus werden aufgefordert, das Outsourcing
der Buch- und Medienauswahl an der Zentral- und Landesbibliothek Berlin
(ZLB) abzulehnen und schnellst möglich wieder in die ZLB selber zu
integrieren. Die Aufgabe der Lektorinnen und Lektoren der ZLB darf nicht
darauf beschränkt werden, schriftliche Fächerprofile zu erstellen, auf
deren Grundlage dann Beschäftigte der Hugendubel Fachinformationen GmbH
die eigentliche Medienauswahl treffen.
Es muss darauf hingewirkt werden, dass Strukturen erhalten bleiben, die
eine schnellstmögliche Rückabwicklung des Outsourcings der Medienauswahl
an den Großbuchhandel sicherstellen können. Dafür können und müssen die
FachlektorInnen bereits jetzt in ihre bisherigen Verantwortlichkeiten
für die Medienauswahl wieder eingesetzt werden. Das ist ohne
Vertragsverletzung möglich, da es den internen Geschäftsbetrieb der ZLB
betrifft.
Sollte eine vorzeitige Rückabwicklung des Vertrages mit der Hugendubel
Fachinformationen GmbH objektiv nicht möglich sein, ist darauf
hinzuwirken, dass der frühestmögliche Vertragsausstieg genutzt wird, um
die Beschaffung der Medien überwiegend durch den lokalen Buchhandel
vorzunehmen und die Zusammenarbeit zwischen den Fachlektoren und
Fachbuchhändlern auszubauen, wo dies inhaltlich und zur
Qualitätssicherung der Angebote sinnvoll ist.
Begründung:
Die Auswahl von Medien gehört zu den eigentlichen Kernaufgaben einer
zentralen Bibliothek und darf nicht an Großkonzerne wie Hugendubel
abgegeben werden. Das Resultat wäre sonst ein Verlust ihrer Vielfalt,
eine Verflachung der Medienangebote und Vernichtung der zentralen
fachlichen Kompetenz einer gut sortierten allgemeinwissenschaftlichen
Bibliothek. Zudem dürfen zentrale Inhalte der Kultur- und
Bildungspolitik nicht privaten Konzernen übergeben werden. Die ZLB ist
die Universalbibliothek für alle Schichten der Berliner Bevölkerung und
ergänzt die Angebote der 80 Bezirksbibliotheken Berlins. Damit ist sie
ein wichtiges Element der öffentlichen Bildungspolitik.
Zweidrittel der Fachlektoren haben der Kulturverwaltung schriftlich
mitgeteilt, dass sie die vorgesehene Privatisierung aus fachlicher Sicht
ablehnen. Die eigentliche Auswahl von Büchern und anderen Medien muss
über das Fachlektorat der ZLB erfolgen und nicht über externe
Dienstleister. Die ZLB muss die Kompetenz für die Auswahl und Sammlung
von ihrem Bestand haben und darf sie nicht privaten Anbietern
überlassen. Die Maßnahme gefährdet zudem Arbeitsplätze im Bereich der
Medienbearbeitung und Katalogisierung und führt zu einer Schädigung des
lokalen Buchhandels, indem Medienauswahl und Medienbeschaffung über den
Buchhandelskonzern Hugendubel abgewickelt werden.
Die Menschen, die uns gewählt haben, haben Hoffnung, dass es mit
rot/rot/grün politisch besser läuft. Diese Erwartungen und das Vertrauen
in uns dürfen wir nicht zerstören, wenn Outsourcing und
Privatisierungen so weiterlaufen wie bisher.“
via http://www.inetbib.de/listenarchiv/msg65694.html
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