Martin Hager kann sich ein Lächeln
nicht verkneifen. Er steht im Serverraum seines Unternehmens, grüne
Kontrolllämpchen blinken im Sekundentakt, Hunderte Netzwerkkabel stecken
in schwarzen Kästen, Kühlanlagen produzieren Wind und Lärm. Bis zu 9000
Faxe laufen hier über die Server der Firma Retarus – und zwar jede
Minute. „Für die meisten Unternehmen“, sagt Hager, „ist das Fax nach wie
vor unverzichtbar.“ Der Mann im blauen Poloshirt und den grauen
Turnschuhen spricht den Satz mit Nachdruck – als könne er das alles
selbst kaum fassen.
Das Unternehmen des
50-Jährigen gedeiht, obwohl es Technologien anbietet, die eigentlich
schon längst totgesagt sind: Fax, SMS und E-Mail. Selbst am Ende des
zweiten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts ist das ein einträgliches
Geschäftsmodell. Während alle Welt über Künstliche Intelligenz
debattiert, werden in Deutschland
Faxseiten verschickt. Retarus macht das im Auftrag vieler Unternehmen,
die Zahl der Sendungen ist zuletzt jährlich um mehr als zehn Prozent
gewachsen, der Umsatz des Münchner Mittelständlers liegt bei 30
Millionen Euro – 50 Prozent mehr als eine Dekade zuvor.
Retarus operiert in
einer Nische, aber einer einträglichen. Das Geschäft ist
widerstandsfähiger als gedacht. Deutschlands Unternehmen vertrauen auf
das Faxgerät, mehr als die Wirtschaft im Ausland. Und so wirkt das Fax
wie ein Symbol für den Zustand der Bundesrepublik: Man misstraut dem
Neuen, liebt Bewährtes – und ist stets auf Sicherheit bedacht.
Tatsächlich verschicken fast zwei Drittel der Unternehmen hierzulande noch immer regelmäßig Faxe, zeigt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Der Anteil ist in den vergangenen Jahren zwar zurückgegangen. Nach der E-Mail, dem Telefon und dem Brief zählt das Fax aber immer noch zu den wichtigsten Kommunikationsmitteln. Nur die Hälfte der Unternehmen nutzt Online- und Videokonferenzen und nur gut jedes dritte Kurznachrichtendienste und Messenger-Apps, um miteinander zu kommunizieren.
Tatsächlich verschicken fast zwei Drittel der Unternehmen hierzulande noch immer regelmäßig Faxe, zeigt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Der Anteil ist in den vergangenen Jahren zwar zurückgegangen. Nach der E-Mail, dem Telefon und dem Brief zählt das Fax aber immer noch zu den wichtigsten Kommunikationsmitteln. Nur die Hälfte der Unternehmen nutzt Online- und Videokonferenzen und nur gut jedes dritte Kurznachrichtendienste und Messenger-Apps, um miteinander zu kommunizieren.
Die Realität erkennt
selbst der Digitalverband Bitkom an: „Das Fax hat sich seit Jahrzehnten
etabliert und ist für viele Unternehmen auch heute von wesentlicher
Bedeutung“, sagt Nils Britze, Referent für digitale Geschäftsprozesse.
Da viele Firmen faxen, sei man gewissermaßen voneinander abhängig. „Es
ist für Unternehmen sehr einfach, an dieser kollektiven
Kommunikationslösung zu partizipieren.“ Das Fax sei der kleinste
gemeinsame Nenner. „Und deshalb wird es in den nächsten Jahren
wahrscheinlich auch nicht aussterben.“
Als die Deutsche
Bundespost den Faxdienst 1979 einführte, war das eine echte
Errungenschaft: Papier einlegen, Nummer wählen, warten. Der Fernkopierer
transportierte Dokumente in Sekunden und dank Sendebericht nachweisbar
über die Telefonleitung. Dass die Technologie noch heute weit verbreitet
ist, zeigt sich schon daran, dass Faxnummern weiter ihren Platz auf
Visitenkarten haben.
Auch
auf der von Retarus-Chef Hager. Er selbst verschickt selten ein Fax,
aber seine Kunden tun das jeden Tag – auch digitale Champions wie der
Essenskurier Lieferheld. Über die Server von Retarus faxen die
Lieferdienste der Republik jeden Tag eine Viertelmillion
Kundenbestellungen an die angeschlossenen Restaurants. Viele Imbissläden
verzichten auf Smartphone und Tablet, Papier aber ist für sie
unverzichtbar: Die Bestellung wird an die Wand gepinnt, die Pizza
gebacken, der Zettel danach weggeworfen.
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