"AWARE ist der unmissverständlich abgekürzte Name für die französische, allerdings international ausgerichtete Vereinigung 'Archives of Women Artists, Research and Exhibitions'. Es geht um nichts Geringeres als das Suchen, Organisieren und Vernetzen von Information über die Existenz und Arbeit von Künstlerinnen im 20. Jahrhundert. Erst wenn visuelle, biographische und wissenschaftliche Kenntnisse über die Künstlerinnen überhaupt zugänglich sind, kann ihr Beitrag zur Kunstgeschichte analysiert werden. Längerfristig - das ist der zentrale Anspruch von AWARE - wird es diese weltweit einzigartige Forschungsarbeit, die Künstlerinnen aller Kontinente betrifft und oft aus der Vergessenheit holt, ermöglichen, die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts neu zu schreiben.
Gegründet wurde AWARE von der auf das 20. Jahrhundert spezialisierten französischen Kunsthistorikerin und Kuratorin Camille Morineau. Sie ist zehn Jahre lang für die zeitgenössischen Sammlungen des Musée national d'art moderne im Centre Pompidou zuständig gewesen. ...
Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, die Datenbank [weiter] aufzubauen. Sie beschränkt sich auf das 20. Jahrhundert, mit Künstlerinnen, die zwischen etwa 1860 und 1970 geboren wurden. Derzeit umfasst sie dreihundert Einträge und ist ... noch unvollständig. Pro Jahr kommen in Zukunft rund 150 weitere Künstlerinnen hinzu. Das wichtigste Kriterium für die Auswahl ist, dass es sich um hauptberufliche Künstlerinnen handelt, die zumindest zeitweilig institutionelle Anerkennung erfahren haben. Alle Bereiche der bildenden Kunst sind vertreten, und gesammelt werden Künstlerinnen der ganzen Welt.
Jeder Eintrag zeigt eine Biographie, Ausstellungen und Publikationen, außerdem Bildmaterial und, sofern vorhanden, auch Film- oder Tonbeiträge. Jede Künstlerin wird in der Spalte 'related artists' ihrem Werk entsprechend vernetzt. Besonders komplex ist die Frage der Bildrechte. Sie müssen für jedes in die Datenbank eingestellte Bild geklärt und häufig auch bezahlt werden. Die Auswahl der Bilder ist besonders wichtig, denn es ist ja gerade die Sichtbarkeit, die den Künstlerinnen gefehlt hat.
... In die Website werden neben Informationen zu Publikationen und Veranstaltungen auch Ausstellungskritiken eingestellt. AWARE existiert erst seit 2014 und die Website in ihrer jetzigen Form seit 2017. ..."
via FAZ 18.08.2018 S.13
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