"Je verwirrender die Welt scheint, desto stärker sehnen Menschen sich
nach einer Ordnung. Nach Einordnung. Nach anderen Menschen, die ihnen
Ideen, Anregung und Halt geben. Die ihnen Leuchtturm sein können.
Verständlich also die Bemühung vieler vornehmlich männlicher
Menschen, per Ansagen, Listen und Systemen ein Geländer in die Welt zu
bauen. Am besten in einem Kanon, denn das klingt in den Boden
zementiert, allgemeingültig für Generationen und macht den Kanon zum
Schrift gewordenen Flehen um Unsterblichkeit.
Es ist menschlich, sich an dem zu orientieren, was vertraut scheint;
nachvollziehbar, dass alle Kanons der letzten Jahrzehnte und die darin
enthaltenen Namen aus Kunst und Wissenschaft vornehmlich das gleiche
Geschlecht hatten wie die Verfasser der sorgsam erstellten Listen. Die
Einordnung, also immer auch ein wenig die Aneignung, der Welt durch
Männer ist lobenswert. Jedoch auch überholt."
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/bildungskanon-welche-frauen-man-heute-kennen-muss-a-1224381.html
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