Im März dieses Jahres hat die New York Times
ihre "Overlooked Orbituaries" veröffentlicht, Nachrufe auf große Frauen,
von denen zu ihrer Zeit kaum einer Notiz nahm. Charlotte Brontë, die
"Jane Eyre" geschrieben hat und die langlebigste und produktivste der
drei Brontë-Schwestern war, stand auf dieser Liste. Emily, die Autorin
von "Sturmhöhe", kam nicht darauf vor. Emily, die vor 200 Jahren, am 30. Juli 1818 geboren wurde, ist dafür drei Jahre zu früh gestorben - die New-York-Times-Liste setzt erst 1851
ein. Hätte es diesen Nachruf gegeben, so hätte er ohnehin einem
Schriftsteller namens Ellis Bell gegolten. Der stand als Autor in der
ersten Ausgabe von "Sturmhöhe".
1846 hatten die drei
erstmals einen Gedichtband veröffentlicht, als Ellis, Acton und Currer
Bell - das waren die männlichen Pseudonyme, die Emily, Anne und
Charlotte benutzten. "Wir wollten uns nicht als Frauen erklären",
schrieb Charlotte später, nach dem Tod ihrer Schwester, "weil wir den
vagen Eindruck hatten - ohne unsere Werke zu diesem Zeitpunkt als
feminin zu empfinden -, Autorinnen würden wohl mit einigem Vorurteil
betrachtet werden." Sie schrieb das 1850, im
Vorwort zur zweiten Ausgabe von "Sturmhöhe", dort enthüllte sie die
wahre Autorenschaft aller bis dahin von den Bell-Brüdern verfassten
Werke. Nicht einmal ihr Vater, der als Reverend Brunty aus Irland nach
Yorkshire gekommen war, wusste, dass sich hinter den Bell-Brüdern seine
eigenen Töchter verbargen. ... [mehr] https://www.sueddeutsche.de/kultur/englische-literatur-sturmhoehen-der-fantasie-1.4074007
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