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Freitag, 17. August 2018

Hinterm Horizont geht’s weiter / Jan Wiele In: FAZ vom 16.08.2018

Wenn es um Stefan George geht, sind Meinungen schnell bei der Hand, auch wenn sie oft nur auf Hörensagen beruhen. Die Frage, ob man seiner noch gedenken sollte, beantwortet sich indessen von selbst – zumindest wenn man sich für Geistesleben im frühen zwanzigsten Jahrhundert und weit darüber hinaus sowie für Grundkonflikte der Moderne interessiert, wird man kaum um ihn herumkommen und immer wieder in ganz verschiedenen Kontexten auf ihn stoßen. 
Was man wissen kann über George, was man überhaupt wissen kann über ein ganzes Leben zwischen 1868 und 1933, ist naturgemäß überaus heterogen und voller Widersprüche. War er ein Vorbild für sogenannte Rechtskonservative und ist es bis heute? Ja. War er ein Vorbild für den Widerstand gegen Hitler und für die „Weiße Rose“? Ebenfalls ja. War er ein großer Dichter? Viele meinen ja; darüber kann man freilich streiten. Unbestreitbar ist die Wirkung Georges auf seine Mitmenschen und die Nachwelt. Wie stark sie war, ist besonders in Heidelberg, das in seinem Leben von der Zeit um 1900 bis kurz vor seinem Tod eine herausragende Rolle spielte, zu beobachten und tritt einem nun in einer dortigen Ausstellung sehr anschaulich entgegen.
Sie bedeutete zum Beispiel: dass künstlerisches und alltägliches Leben sich verbinden. Dass man seine gesamte Existenz durchgestaltet, etwa auch in einer ganz eigenen Sprache und Schrift. Dass man in dieser Sprache und Schrift selbst dichtet, sei es originell oder epigonal. Dass man Nächte im Wald verbringt und dort Shakespeare aufführt bis zum Morgengrauen, dann im ersten Sonnenlicht zum Neckar herunterwandert (so geschehen um 1910). Dass man in Heidelberg-Handschuhsheim Espressotassen töpfert (um 1990). ... [mehr] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/heidelberger-ausstellung-zur-wirkungsgeschichte-von-stefan-george-15739615.html

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