250 Jahre lang lagerten die umfangreichen
Handschriften und Zettel unbeachtet im Keller der Universitätsbibliothek
Basel. Nun machen Linguisten der Universität Basel das "Grosse Glossarium
der deutschen Sprache" von Johann Jakob Spreng erstmals zugänglich. Mit
seinen fast 100.000 Einträgen wäre es das größte deutsche Wörterbuch
seiner Zeit geworden. Doch für den Druck fanden sich nicht genug
Käufer.
Johann Jakob Spreng (1699–1778) führte sein handschriftliches
Wörterbuch von 1740 bis zu seinem Todesjahr vor genau 250 Jahren. Es
besteht aus 20 Bänden und einer großen Schachtel mit 33.000 losen
Zetteln. Sie alle hatte der Basler Professor in immenser Arbeit für ein
historisch-etymologisches Wörterbuch gesammelt und für den Druck
bestimmt. Mit 95.000 Einträgen wäre es mit Abstand das größte des 18.
Jahrhunderts gewesen: Die Wörtersammlung von Johann Christoph Adelung in
drei Bänden von 1774 bis 1799 hatte gerade einmal 50.000 Einträge. Erst
das "Deutsche Wörterbuch" der bekannten Märchensammler Brüder Grimm von
1854 übertraf das geplante Basler Glossar. Die Bände wie die Schachtel mit den Zetteln und Notizen lagen fast 100 Jahre lang bei den Erben Sprengs. 1862 kam das Konvolut in die Handschriftenabteilung der UB Basel. Lange hatte es den Ruf, chaotisch und unvollständig zu sein; so fehlten auf den ersten Blick die Einträge für zehn Bände respektive Buchstaben. Erst als die Linguisten das Material auslegten und ordneten, stellten sie fest, dass die vermissten Wörter vollständig auf den Zetteln vorhanden waren. Diese steckten allerdings in über 1000 kleinen Couverts, die unter dicken Staubschichten durcheinanderlagen.
Nun ist man in der UB seit drei Jahren intensiv daran, sämtliche Bände und Zettel des "Glossariums" zu reinigen und zu digitalisieren. Löffler, Kollegen und Freiwillige schreiben die handschriftlichen Zettel ab und bringen sie in eine druckfertige Form. Etwa ein Drittel der Edition ist bisher geschafft. Im Ganzen werden es bis zum geplanten Abschluss in etwa drei Jahren geschätzte 4500 zweispaltige Druckseiten sein.
Johann Jakob Spreng litt dauernd unter Geldnot und hatte als Brotberuf bis zum Schluss die Stelle des Waisenhauspfarrers inne. Dazu kamen 1763 ein Skandal und ein Publikationsverbot, da sich der Professor in frivolem Ton über katholische Heiligenlegenden ausgelassen haben soll.
Unter dem Titel "Ein sprachlicher Jahrhundertschatz wird gehoben" organisiert die Universitätsbibliothek Basel zum diesjährigen 250. Todestag von Spreng vom 30. Mai bis 01. September 2018 eine Ausstellung. Gezeigt werden in Vitrinen und auf Schautafeln außer den Arbeiten zum "Glossarium" und zum "Idioticon" weitere Materialien wie Bücher, Gedichte, Predigten und Bittbriefe an die Obrigkeit. So soll unter anderem auch ein Probeband zur künftigen ersten Edition von Sprengs Wörterbuch zum Blättern aufgelegt werden. Eröffnung mit Einführungsvortrag ist am 30. Mai 2018 um 18 Uhr im Ausstellungsraum der UB.
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