Die Stadt Frankfurt am Main bekommt Neubauten für Oper und Schauspiel –
das ist seit einem Monat bekannt. Eine Sanierung der bisherigen
Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz in der Innenstadt ist wohl vom Tisch.
Wo nun gebaut werden soll, darüber wird derzeit diskutiert. Mindestens
ein Gebäude soll nach dem Willen von Kulturdezernentin Ina Hartwig am
bisherigen Standort bleiben.
In die Debatte platzte nun die Meldung von einem Entwurf des niederländischen Architekten Rem Koolhaas, der die Bühnen raus aus der Innenstadt an den Osthafen verlegen möchte. Das entspricht auch dem Wunsch der örtlichen CDU. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hakte bei Koolhaas nach – der bestritt allerdings, dass der Entwurf von ihm stamme.
Verwirrung
also, was die Pläne für den Neubau in Frankfurt betrifft, und Anlass,
mit einem Praktiker zu sprechen, dem Architekten Arno Lederer. Er baut
gerade in München den Neubau für das Volkstheater. Als Büropartner von Lederer+Ragnarsdóttir+Oei hat er zuvor das Große Haus des Theaters in Darmstadt für 70 Millionen Euro saniert.
„Ich würde auf jeden Fall die Innenstadt bevorzugen“, sagt Lederer
zum Standort in Frankfurt am Main. Theater und Oper seien nicht nur für
die Besucher da, sondern mitbestimmend und bereichernd für den
öffentlichen Raum einer Stadt, wenn es gute Architektur sei. Da die
Innenstädte, vor allem in Frankfurt, so stark durch Bürohäuser und
Banken geprägt seien, müsse es einen Ausgleich geben.
„Der
Ausgleich kommt durch die Kultur, nachdem die Kirche sich vom Bauen
zurückgezogen hat“, sagt Lederer. „Jetzt müssen wir schauen, dass wir
eine kluge Mischung in der Innenstadt bekommen, wo es nicht nur um
Kommerz und Verwaltung geht, sondern eben auch um Kultur.“
Wie so ein Theaterbau aussehen könnte, hänge sehr von den
unterschiedlichen Vorstellungen der Intendanten ab, so Lederer. „Aber
sicher ist auf jeden Fall, dass sich das Theater ändern wird.“ Die
Vermischung von Theater, Singspiel und Oper habe nach allen Voraussagen
wahrscheinlich eine Zukunft. Aber man benötige in Zukunft andere Häuser
als das klassische Opernhaus. „Das muss sehr offen sein und das muss
sich nach außen auch offen zeigen“, sagt der Architekt.
So ein
Theater sollte ein Ort sein, bei dem die Jugend sage, dass man da
hingehen muss. Dafür sollte schon von der Straße aus sichtbar sein, was
drinnen geschehe. Die Häuser sollten einladend sein und Lust darauf
machen, hineinzugehen, sagt der Architekt. Wichtig sei auch, dass so ein
Theaterneubau den ganzen Tag über Veranstaltungen anbiete, an denen
sich das Publikum beteiligen könne. Ein Vorbild könnte das National
Theatre in London sein, in dem Buchladen und Café auch tagsüber geöffnet
sind.
Für Frankfurt einen „spektakulären“ Theaterneubau zu fordern, sei der
falsche Ausgangpunkt, sagt Lederer. „Zunächst einmal geht es darum, ein
gutes Theater zu bauen.“ Das könne die Stadt in Zusammenarbeit mit
guten Architekturbüros erreichen. So könnte der Frankfurter Neubau auch
„eine Ikone“ werden oder vielleicht sogar „spektakulär“. Bei der Auswahl
der richtigen Büros müssten nicht unbedingt die Stars der Branche zum
Zuge kommen. Er selbst sei jetzt 71 Jahre alt und fände es wichtig, dass
junge Architekten und Architektinnen stärker einbezogen würden, von
denen man glaube, dass sie Dinge entwerfen könnten, die vielleicht schon
zukunftsfähig seien.
(gem)
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