Erfurt: Bewerbung mit jüdischem Erbe um Unesco-Welterbetitel
Knapp ein Jahr vor dem Einreichungstermin nimmt die Bewerbung Erfurts
um einen Unesco-Welterbetitel für das jüdisch-mittelalterliche Erbe der
Stadt zunehmend Gestalt an. Die Arbeit am Antragsdossier und am von der
Unesco verlangten Managementplan seien aktuell in den Endzügen, sagte
der Beigeordnete für Kultur und Stadtentwicklung, Tobias J. Knoblich, am
Mittwoch in Erfurt. Der Zeitplan
sieht vor, die Bewerbung am 1. Februar 2021 einzureichen. In der
darauffolgenden Prüfungsphase können auch verdeckte Gutachter die
Situation vor Ort beurteilen, erklärte die Beauftragte für das
Unesco-Welterbe, Maria Stürzebecher. Im Idealfall würde es Erfurt 2022
dann von der aktuellen Tentativliste auf die tatsächliche Welterbe-Liste der Unesco schaffen.
Während des Pogroms 1349 war die damals
große jüdische Gemeinde in Erfurt ausgelöscht worden. Mit den noch
erhaltenen Zeugnissen seiner jüdisch-mittelalterlichen Geschichte möchte
sich die Stadt um den Titel bewerben. Konkret geht es um Gegenstände
der jüdischen Gemeinde Erfurts und drei Gebäude im Zentrum der Altstadt.
Darunter befindet sich die in den 1990er Jahren wiederentdeckte und
besonders gut erhaltene Alte Synagoge, deren älteste Bauspuren sich auf
1094 datieren lassen. Auch ein mittelalterliches Ritualbad, eine
sogenannte Mikwe, gehört dazu. Diese Bauten werden bereits museal
genutzt.
Offen
bleibe jedoch auch noch in der Bewerbung, wie genau mit dem dritten
Gebäude umgegangen werden soll. Dabei handelt es sich um das Steinerne
Haus, ein Gebäudekomplex, der vermutlich um 1250 errichtet wurde und
seit Ende des 13. Jahrhunderts jüdischen Besitzern zugeordnet werden
konnte. In einem als einzigartig eingestuften kleinen Raum etwas
versteckt im Obergeschoss ist eine Holzbalkendecke mit historischer
Bemalung erhalten, die Balken stammen wohl aus den Jahren 1241/42.
Eine Zeitlang stand zur Debatte, dass sich Erfurt gemeinsam mit den rheinland-pfälzischen Städten Speyer, Worms und Mainz um den Welterbetitel für ihr jüdisches Erbe bewirbt. Von der Idee ließ
man allerdings ab. Für die drei Städte mit ihren erhaltenen Synagogen
und Friedhöfen hat Rheinland-Pfalz im Januar 2020 selbst einen Antrag bei der
Unesco in Paris eingereicht.
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