Die Bauhaus-Universität Weimar und die Jagiellonen-Universität in
Krakau werden für ein gemeinsames Forschungsprojekt zur Erschließung und
Analyse von Handschriften und Publikationen von Autorinnen der Zeit um
1800 von der DFG und der polnischen
Forschungsorganisation Narodowe Centrum Nauki (NCN) mit insgesamt 715.000 Euro gefördert. Ziel ist es, eine digitale Plattform zu schaffen,
auf der Scans der Manuskripte, Transkriptionen und Kontextmaterialien
weltweit kostenfrei zugänglich sind.
Das Anfang April 2020 in Weimar und Krakau startende Forschungsprojekt
»Schriftstellerinnen aus der Sammlung Varnhagen – Briefe, Werke,
Relationen« bezieht aktuelle technische und institutionelle Netzwerke
ein: Mit Hilfe der sogenannten »Digital Humanities« werden
grenzüberschreitende Infrastrukturen der Wissenschaft genutzt. So werden
Scans der in Krakau erschlossenen und beschriebenen Handschriften an
beiden Standorten aus der alten deutschen Handschrift (»Kurrentschrift«)
in maschinenlesbare Formate übertragen und in einer digitalen Umgebung
dokumentiert und erforscht.
Die Koordination im Hinblick auf die einzusetzende digitale Plattform
übernimmt der Direktor der Universitätsbibliothek der
Bauhaus-Universität Weimar, Dr. Frank Simon-Ritz, der auch schon in
andere Digital-Humanities-Projekte involviert ist. Das Fördervolumen für
den in Deutschland durchgeführten Teil des Projektes beträgt 546.990
Euro.
Hintergründe
Der Bestand umfasst vor allem deutschsprachige Korrespondenzen, die im
Wesentlichen aus dem späten 18. und aus dem 19. Jahrhundert stammen und
das literarische, kulturelle und politische Leben Europas abbilden und
die vieler Hinsicht mit Weimar in Verbindung stehen. Die besondere
Bedeutung, die Schriftstellerinnen in der Kollektion spielen, kann dabei
kaum überschätzt werden und mag auch als eine Art Korrektiv für die
lange Zeit an männlichen Geistesgrößen orientierte Darstellung der
Kulturgeschichte Weimars verstanden werden.
Die in der Sammlung Varnhagen befindlichen Manuskripte der Autorinnen
Charlotte von Ahlefeldt, Helmina von Chézy, Amalia von Imhoff, Amalia
Schoppe, Fanny Tarnow, Karoline von Woltmann, Caroline de la Motte
Fouqué und Amalia von Voigt sind der Gegenstand des Projekts. Durch
Briefwechsel und vielfältige Beziehungen im literarischen Feld waren
ihre Lebensläufe untereinander verbunden. Sie können damit als
Vermittlerinnen zwischen Ländern und Kulturen, beispielsweise zwischen
Deutschland, Frankreich und Polen, betrachtet werden. Darüber hinaus
untersucht das Projekt den weiteren Kontext der ausgewählten Dokumente
innerhalb und außerhalb der Sammlung Varnhagen.
Benannt wurden die Schriften nach Karl August Varnhagen von Ense
(1785–1858), dem Ehemann der berühmten Berliner Schriftstellerin und
Salonnière Rahel Varnhagen. Er hatte die Sammlung angelegt. Sie gilt als
die wohl wichtigste private Handschriftenkollektion des 19.
Jahrhunderts und besteht aus Briefen, Werkmanuskripten, Tagebüchern und
Notizen verschiedenster Art.
via https://idw-online.de/de/news743090
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